Leseprobe

139 The Contemporary West – From the Missouri West sperrige Ausrüstung ins Feld tragen. Kamera und Stativ machen einen relativ umständlichen Auf- und Abbau erforderlich, sodass spontane Aufnahmen kaum möglich sind. Nicht zuletzt ist das Filmmaterial, anders als beim Rollfilm, begrenzt. Das Umschlagbild, die Fotografie South from Rocky Flats, Jefferson County, Colorado (1977/1978), ist typisch für das vorherrschende Bildmuster in From the Missouri West (Abb. 65).Die bewusste Integration der Straße am rechten Bildrand zum Beispiel würde in der traditionellen Landschaftsfotografie als fehlerhaft gelten.Vergleichbare Regelverletzungen sind uns bereits in The New West begegnet. Der Unterschied zwischen den beiden Büchern besteht darin, dass Adams den Fehler hier im größeren Ganzen aufhebt, während er ihn dort noch betont hatte. Wo er in den früheren Büchern die unberührte Natur des Old West den Spuren des New West (insbesondere der Architektur der Vorstadt) durch die Kombination mehrerer Einzelbilder gegenübergestellt hatte, vereint er diesen Konflikt nun in ein und demselben Bild, lässt die Spuren des Menschen quasi in der Natur aufgehen und grenzt sich damit deutlich von der Nationalpark-Fotografie seines Namensvetters Ansel Adams ab.415 Meist verlieren sich die Straßen, Gleise und Reifenspuren wie im Fall des Umschlagbilds in der schierenWeite der Landschaft beziehungsweise im Dickicht der reproduzierten Großformatfotografie. Adams hebt sie gewissermaßen in der »cohesive totality« auf.416 66 Robert Adams From the Missouri West, 1980 Aperture 63 Seiten, 24,1 × 29 cm Doppelseite 30/31 413 Köhler 1983: 6; Hervorhebung im Original. 414 Die Bildtafeln in From the Missouri West messen ca. 18×22 cm. Auch die Landschaftsaufnahmen zu Denver hatte Adams bereits im rechteckigen Format von 4 ×5 Zoll aufgenommen. Dort waren die Reproduktionen aber nur 13,4×17,2 cm groß. In The New West hingegen hatte er auch die Landschaften noch im quadratischen Mittelformat aufgenommen. 415 Über die Fotografien von Ansel Adams und Eliot Porter schreibt Robert Adams: »Their pictures of uninhabited nature are important exactly because they reveal the absolute purity of wilderness, a purity we need to know.« (Adams 1996 [1978]: 104). Wie sehr ihn dieses Thema während der Arbeit an From the Missouri West umtreibt, veranschaulicht ein Brief, den er im Sommer 1979 an Ansel Adams schreibt: »I was lucky enough to know parts of the West in a better day, and that knowledge is, as you must experience it too, now both an inspiration and a burden; one wonders, at dark times, whether one actually did live in a cleaner world. It is the power of your pictures to confirm that it existed. And to suggest, I think, that it is eternal, no matter what happens to be out in front of us at the moment.« (Newland 2001: 10). 416 Andy Grundberg beschreibt Adams’ fotografischen Umgang mit derartigen Zivilisationsspuren wie folgt: »These evidences of man are not obtrusive [...] Instead, they are made to seem provisional, transitory irritants [...] The land – its mountains, rocks, soil, brush – reasserts itself.« (Grundberg 1981 a: 23).

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1