17 Die Bezugnahme auf ikonografische und typologische Traditionen ist ebenso zu konstatieren wie eine Ausweitung des technischen Repertoires und das Experimentieren mit neuen Fertigungstechniken, etwa im Zuge des industrialisierten Bauens (Abb. 3). So entwickelt sich, je nach Bauaufgabe, künstlerischer Freiheit und inhaltlichem Anspruch ein Pluralismus nebeneinander bestehender Konstellationen und entsprechender künstlerischer Ergebnisse. Diese können sich von der Aufnahme frühchristlicher Typologien in der sakralen Baukunst über die Verschmelzung von Architektur, Skulptur und Oberflächengestaltung bis hin zu seriell hergestellten Modulsystemen für die künstlerische Ausgestaltung öffentlicher Bereiche erstrecken. So stellen die unterschiedlichen Blickwinkel auf die Thematik ein Kaleidoskop an möglichen Fragestellungen dar, die sich bei der denkmalpflegerischen Betrachtung und Betreuung der betreffenden Zeugnisse ergeben können. Denn die hier vorgestellten Objekte stehen zum größten Teil unter Denkmalschutz oder sind aus gutem Grund zumindest potenzielle Denkmale. Indem vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zur jüngeren Vergangenheit ein Bogen geschlagen wird, werden zum einen unterschiedliche historische Aspekte erschlossen, zum anderen wird der Aktionsradius der Denkmalpflege thematisiert. Sie erweitert als Fachbehörde ihre Inventare in einem Fortschreibungsprozess stetig und trägt damit dem öffentlichen Erhaltungsinteresse Rechnung, das die Überlieferung von kulturellen Zeugnissen zu einem Anliegen von gesellschaftlicher Dimension qualifiziert. Die Aufgabe der praktischen Denkmalpflege ist es, die Integrität von Substanz, Erscheinungsbild und Aussage eines Kunstwerks zu wahren. Und so werden in den zahlreichen Beispielen der Denkmalpraxis, die in diesem Band zusammengetragen werden, unterschiedlichste Aspekte betrachtet: entstehungsgeschichtlicher Kontext, inhaltliche Aussage und Bedeutung der Denkmale, Planungszwänge oder Fragestellungen zu Rekonstruktion, Dekontextualisierung wie auch Aspekte der Materialität, der Statik, der Ausführungs- und Bautechnik und schließlich auch der Vermittlung. Die hier präsentierte Vielfalt der Werke wie auch der Herausforderungen an die Denkmalpflege mögen in der Summe eine Inspiration für künftige, noch unbearbeitete Projekte darstellen. 3 Wohn- und Geschäftshaus Markgrafenstraße 39/Gendarmenmarkt Berlin, Baujahr 1985/1987 Abbildungsnachweis Abb. 1: Thomas Kantschew. Abb. 2 a: Objektakte Landeshauptstadt Dresden. Abb. 2b: Antje Kirsch. Abb. 3: Bernhard Sterra.
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