102 Mosaiken und keramische Wandflächen der Nachkriegszeit im Saarland Programmatische und denkmalpflegerische Aspekte Rainer Knauf Objekte der Nachkriegszeit stehen noch nicht lange im Fokus der Denkmalpflege. Das gilt auch für Mosaiken und keramische Wandflächen dieser Zeit, von denen bislang vergleichsweise nur wenige im Saarland unter Schutz gestellt wurden. Viele dieser Objekte zählen zur Kunst im öffentlichen Raum, die im Saarland seit den 1990er Jahren vom Institut für aktuelle Kunst an der Hochschule der Bildenden Künste Saar umfassend dokumentiert wird.1 Im gegebenen Rahmen werden nachfolgend denkmalgeschützte Beispiele vorgestellt, die die Spannbreite der Bedeutungsinhalte, die solchen Objekten zugeordnet werden können, schlaglichtartig anzeigen und auf hierbei tätige, vor allem regional bedeutende Künstler verweisen. Partiell lassen sich an ihnen auch Möglichkeiten wie Grenzen im denkmalpflegerischen Umgang exemplarisch thematisieren. Philosophische Fakultät der Universität des Saarlandes Ein frühes Beispiel für Nachkriegsarchitektur mit keramischen Wandflächen ist das vom renommierten französischen Architekten André Remondet entworfene Gebäude der Philosophischen Fakultät der Universität des Saarlandes.2 Die Universität wurde 1948 am Rand Saarbrückens in einer Kaserne der 1930er Jahre angesiedelt und ab den 1950er Jahren ausgebaut. Die Philosophische Fakultät entstand von 1953 bis 1955 als zweiter neuer Großbau und als Pendant zu der zuvor vom bekannten Stuttgarter Architekten Richard Döcker erbauten Bibliothek (Abb. 1). Das viergeschossige Fakultätsgebäude in Betonskelettbauweise erhielt ein Flachdach sowie einen offenen Wandelgang im Erdgeschoss. Entlang der Vertikalstützen der zeittypischen Rasterfassade gruppieren sich beidseitig einander abwechselnde, hellblau und gelb geflieste Farbflächen, die das strenge Quadratmuster überspielen und, im Zusammenspiel mit versetzt zueinander angeordneten Einscheibenfenstern, einer monotonen Geschossschichtung entgegenwirken.
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