106 Mosaiken und keramische Wandflächen der Nachkriegsmoderne in Deutschland akzentuierend die Grüntöne der Blätter, das Orange der Weltkugel und das Gold der Wasserlinie und der Nimben. Mit einem Anstrich des Hauses in jüngerer Zeit, bei dem die ursprünglich grüne Putzfarbe einem Gelbton wich, wurde die Wirkung des Mosaiks durch den nun veränderten Kontrast zum Hintergrund noch verbessert. Die Darstellung bleibt trotz abstrahierender, geometrisierender Flächenhaftigkeit gegenständlich, figürlich. Sie spiegelt damit die damalige Suche nach modernen Ausdruckformen für religiöse Motive wider, das Streben, mit modernen Kunstformen einen geistigen Gehalt zum Ausdruck zu bringen, der einer zunehmend säkularisierten Welt angemessener erscheint und die Menschen im Alltag anspricht. Zugleich ist der moderne Schutzheilige aber auch Ausdruck einer aufgrund der Weltkriegserlebnisse nach 1945 intensivierten Volksfrömmigkeit, im Rahmen einer neuen Sinnsuche generell. Mit seiner prominenten Position ergänzt er letztlich den sakralen Aussagewert des von einer kurz zuvor errichteten Mariensäule sowie von Kirche und Pfarrhaus geprägten Marienplatzes. Zudem vermittelt das Bild »auch die verbreitete zeitgenössische Vorstellung von einer Kunst, die die bauliche Umwelt humanisieren und den Menschen verbessern kann. Das Unbehagen an der ornamentlosen Zweckarchitektur der Zeit war latent in der Gesellschaft verankert. Kunst am Bau dieser Zeit kann auch als ein emotionales Identifikationsangebot gedeutet werden, indem sie konkrete Beziehungen zur ›Heimat- und Volkskunst‹ aufzeigt. Im Gegensatz zur industrialisierten Bauweise stellt sie ein handwerkliches Element dar, das den Rasterbau ›beseelt‹. Der Gebrauchswert solcher Wandbilder über die reine Schmuckform hinaus lag in der inhaltlichen, hier der religiösen Mitteilung in Verbindung mit dem Gedanken der ›Beheimatung‹.«10 Wandmosaik am Schwesternwohnheim in Saarbrücken-Burbach Als man 1989 das Hüttenkrankenhaus in Saarbrücken-Burbach abriss, blieb lediglich das Anfang der 1960er Jahre erbaute Schwesternwohnheim stehen.11 Mit sechs Geschossen überragt es die umgebende Bebauung. Seine nüchterne Wohnarchitektur wurde zwischenzeitlich erheblich verändert, doch konnte das seit 2007 denkmalgeschützte monumentale, über viereinhalb Geschosse geführte Wandmosaik an der Südseite erhalten werden. Geschaffen und signiert hat es 1964 der saarländische Künstler Fritz Zolnhofer, der u.a. mit zahlreichen Wandbildern an und in öffentlichen Bauten zu den einflussreichsten Künstlern im Saarland der Nachkriegszeit zählt (Abb. 3).12 Dargestellt sind drei eng umschlungene Figuren am pflanzenbestandenen Flussufer, unter Wolken und einer rot leuchtenden Sonne, umgeben von dekorativ in die Wand eingesprengten Mosaikelementen. Die abstrahierend gestalteten Figuren sind gestaffelt angeordnet, vorne rechts eine bis auf einen kurzen tuchartigen Umhang und eine weiße Binde um die Schulter entblößte schwangere Frau, in der Mitte ein Mann, der die Gruppe überragt. Hinten links steht eine weitere Frau, die das Paar umarmt, wobei ihre rechte Hand, die scheinbar auch demMann zugeordnet ist, auf dem Bauch der Schwangeren ruht. Haut- und Rosatöne prägen vornehmlich die Gestaltung der Frauen, während die blau-grüne Farbgebung beim Mann die kalten Töne des Wassers und der Pflanzen aufgreift. Hinzu kommen wenige über das Bild
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