352 Lubava Illyenko Die sowjetische Kunst des Mosaiks im öffentlichen Raum der Ukraine von 1960 bis 1980 Das staatliche Auftragssystem in der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik In der Ukraine stellen die Mosaiken noch immer einen bemerkenswert großen Bestandteil der sowjetischen Bauarchitektur dar, obwohl sie allmählich verschwinden. In deutschsprachigen Ländern werden sie oft unter dem Sammelbegriff Kunst am Bau oder baubezogene Kunst bezeichnet. Im russischsprachigen Raum nennt man sie einfach Mosaiken, oder fachlich monumental-dekorative Kunst der Mosaiken. Diese begriffliche Unabhängigkeit eines Mosaikwerks von einem Bau liegt zuerst an der jahrhundertelangen Geschichte des Mosaikmediums auf diesen Territorien. Das Medium, das zunächst zur inneren Dekoration der orthodoxen Kirchenbauten seit der kulturellen Blütezeit der Kiewer Rus diente, erlebte am Anfang des 20. Jahrhunderts eine vollständige Säkularisation. In der Sowjetunion wurden die erschaffenen Mosaiken für die staatliche Propaganda genutzt. Man verbindet die Anwendung des Mediums mit Lenins Plan der monumentalen Propaganda. Nach der Oktoberrevolution sollten Denkmale und Reliefs der Verbreitung der sozialistischen Weltanschauung dienen. Seit den 1930er Jahre wurden auch Mosaiken dazu benutzt (Abb. 1a, 1b). Für die Machtdemonstration im öffentlichen Raum war diese Kunst ideal: Das Mosaikbild konnte bunt und attraktiv den Wettereinflüssen trotzen und wegen seiner monumentalen Größe auffallend sein. Es konnte auch eine klare und deutliche Botschaft verkünden. Aber im vollen Maße hat diese Kunst ihre Blütezeit erst in den 1960er bis hin zu den 1980er Jahren erlebt.
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