Leseprobe

34 Autor_innen: Dennis Gründel, Jasmin Heising, Beatrix HoffmannIhde, Martin Jetter, Lara Nastaly, Laura Otomierczyk, Eliza Rein-Wolf, Jawin Schell, Leonie Storz, Angelina Winkler, Jenny Wybierski u. a. 2020–2022: Freiburg & Offenburg/Deutschland, Filmstill aus dem Interview mit Monika Humpert, 2021 Hochschule Offenburg Was denken Freiburger_innen über den Kolonialismus? Studierende des Masterstudiengangs »Medien und Kommunikation« an der Hochschule Offenburg haben dazu Freiburger_innen befragt: Auf welche Weise sind sie mit dem Kolonialismus verbunden? Sind sie davon betroffen? Oder profitieren sie? Was denken sie darüber? »Fragen Sie mich beim nächsten Telefonat nach Tee und Fleisch!«, rief uns MH noch nach, bevor wir auflegten. In einem kurzen Moment der Verwirrung fragten wir uns direkt, was wohl die einfachen Lebensmittel Tee und Fleisch mit dem Kolonialismus zu tun haben. Wir, eine Gruppe von vier Studierenden, hatten uns mit der Freiburgerin zu einem weiteren Gespräch zum Thema Kolonialismus verabredet. Frau H. hatte uns bereits im ersten Austausch davon erzählt, wie sie in den 1960er Jahren die Zeit in Kenia erlebte. In einem Land, welches kurz nach der Unabhängigkeit von Großbritannien vor einem Neustart stand. Bevor wir zum ersten Mal mit Frau H. im Videotelefonat sprachen, informierten wir uns über das Land Kenia. Schon nach kurzer Recherche wurde uns bewusst, was für eine komplexe, schwere und reiche Geschichte das ostafrikanische Land auf seinen Schultern trägt. Mit MH als einer Zeitzeugin zu sprechen, welche das Land in einem Umbruch erlebt hat, war daher für uns eine besonders emotionale Erfahrung. Sie erzählte uns, wie sie die Kenianer_innen erlebt und sich mit ihnen angefreundet hat, und von den verschiedenen ethnischen Bevölkerungsgruppen, zwischen denen es politische und gesellschaftliche Spannungen gab. Ein Detail ihrer Erzählungen beeindruckte uns besonders: Sie erwähnte, dass die lokale Bevölkerung für sich selbst Tee und Fleisch meist nur von minderer Qualität kaufen konnte. Dieses scheinbar unerhebliche Detail zeigte uns, dass Kenia kurz nach seiner Unabhängigkeit immer noch tief vom Kolonialismus geprägt war. MJ

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