Leseprobe

q 96 4 Das sowjetische Ehrenmal in Wien Fortan sollte dieser Teil des Schwarzenbergplatzes zu »staatstragenden militärischen Inszenierungen« dienen, welche die »Selbstlegitimierung der Habsburgmonarchie« rechtfertigten.46 Der Wienfluss mit der 1864/65 errichteten Schwarzenbergbrücke (die heutige Lothringerstraße) bildete die ursprüngliche Begrenzung des Schwarzenbergplatzes. ImZusammenhangmit der Erbauung der 1. Wiener Hochquellwasserleitung wurde 1873 der Hochstrahlbrunnen in dem Teil des Schwarzenbergplatzes eingeweiht, in dem er auch heute noch steht. Somit war der zweite Teil des Platzes fertig gestellt (Abb. 108).47 Gleichwohl sind das angrenzende Palais Schwarzenberg48 sowie das dahinter liegende Belvedere Relikte einer »barocken Gartenstadt mit großartigen Sommerresidenzen«.49 1895 bis 1902 wurde mit der Einwölbung des Wienflusses – im Verlauf der Lothringer Straße – der Ausbau des südwestlichen bzw. – 1910 folgend – des südöstlichen Abschnittes des Platzes vorgenommen. Obgleich der dritte Bauabschnitt des äußeren Schwarzenbergplatzes »in der Tradition barocker Vestibülplätze« steht,50 zeigt die hier beginnende sternenförmige Straßenführung die Gestalt eines Sternplatzes (Abb. 109–111).51 Die Gebäude des gesamten Schwarzenbergplatzes sind bis heute äußerst repräsentativ. Die Bauten des ältesten Teils folgen »den Idealen der Neo-Renaissance und verband[en] die einzelnen Palais zu zwei großen Klammern rund umdas Schwarzenberg-Denkmal«.52 Immittleren Teil des Platzes finden sich »späthistorische palaisartige Bauten der Jahrhundertwende« – das bekannteste ist sicher die Nummer 4, das Haus der Industrie, in dem 1945 bis 1955 der Alliierte Rat seinen Sitz hatte. Um den Hochstrahlbrunnen sind bis heute eine Vielzahl repräsentativer Gebäude angeordnet, zumeist im Stil »neo-barocker Solitärbauten«.53 In der Art seiner Bebauung offenbart der Schwarzenbergplatz bis heute die soziale Schichtung seiner einstigen Bewohner. Neben einem auffallenden Anteil des Hochadels54 waren und sind es vor allem Industrielle, die sich hier niedergelassen haben, ebenso wie das internationale Versicherungs- und Bankenwesen.55 Ein städtebaulich so prominenter Platz wie der Schwarzenbergplatz ist bereits vor 1945 in das Fadenkreuz Abb. 109 Blick zum Palais Schwarzenberg (Postkarte um 1910)

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