q 132 5 Die sowjetischen Ehrenmale in Berlin engere Zusammenschluss der drei westlichen Sektoren, weil eine übergreifende Einigung kaumnoch erzielt werden konnte.13 Die im Juni 1948 vorgenommeneWährungsreform in der Trizone sollte zunächst nicht für Berlin gelten. Nachdemaber die Sowjets imöstlichen Sektor der Stadt überraschend schnell eine Währungsumstellung durchgeführt hatten, sahen sich die westlichen Mächte schließlich gezwungen, ihre Berliner Sektoren in das neue Währungssystem einzubinden, wodurch das Auseinanstreben der Stadt verstärkt wurde.14 Diese konkurrierenden Währungsreformen sowie die Teilnahme West-Berlins am Marshall-Plan nahm die Sowjetunion zumAnlass für den Versuch, die westlichen Alliierten endgültig aus der Stadt zu verdrängen. Sie verhängten ab dem 24. Juni 1948 »eine totale Blockade der Verkehrsverbindungen zu Wasser und zu Land nach Berlin« – »aus ›technischen Gründen‹« – wie offiziell verkündet wurde.15 Die sich allmählich aufbauende Gegenblockade der Alliierten und die Versorgung der Stadt über eine Luftbrücke bis zum 12. Mai 1949 war nicht nur die »größte Luftoperation in der Geschichte«, sondern beschleunigte auch die Transformation der westlichen Siegermächte zu den allgemein anerkannten Schutzmächten der Stadt.16 ImSommer/Herbst 1948 – noch während der Blockade der Stadt – wurde die Trennung Berlins politisch-administrativ zementiert. Die Spaltung von Stadtverordnetenversammlung und Magistrat wurde auf Druck der SED vollzogen. Der sowjetische Sektor wurde politisch losgelöst und erhielt im November 1948 einen eigenen Oberbürgermeister. In den westlichen Sektoren wurde nach Wahlen im Dezember ein neuer Magistrat gebildet, an dessen Spitze der Sozialdemokrat Ernst Reuter trat, dessen Amtsübernahme als Oberbürgermeister Gesamtberlins im Juni 1947 noch amsowjetischen Veto gescheitert war. Nach der politischen Trennung beider Teile Berlins entwickelten sich in Ost undWest antagonistische politische Strukturen. Mit dem»Kleinen Besatzungsstatut«, das die westlichen Kommandanten am 14. Mai 1949 verabschiedeten, wurde inWest-Berlin eine weitreichende Selbstverwaltung festgeschrieben. Hingegen stand der Ostteil der Stadt weiterhin unter demumfassenden Einfluss der Sowjetunion, die nach 1955 auch in Gestalt eines Botschafters präsent war.17 Bis zur »doppelten Staatsgründung« änderte sich am Status Berlins nichts mehr. Die Stadt war nach 1945 mehr und mehr zum Kaleidoskop des Ost-West-Konflikts geworden.18 5.1.1 Errichtung und Einweihungsfeierlichkeiten Tiergarten Reinhart Koselleck hat mit Blick auf die »politischen Totenmale« des 20. Jahrhunderts betont, dass der ›unbekannte Soldat‹ in Kriegsdenkmälern immer an eine imKernmonarchische Denkmaltradition zurückgebunden bleibt.19 Diese These wird durch die Tatsache illustriert, dass sich in vielen europäischen Hauptstädten der ›unbekannte Soldat‹ in der Nähe zu bzw. in direkter Gemeinschaft mit alten monarchischen Denkmalorten nachweisen lässt. Auch der Standort des sowjetischen Siegesdenkmals im Tiergarten steht dafür exemplarisch. Der Tiergarten wurde erstmals 1527 urkundlich erwähnt, als dem brandenburgischen Kurprinzen Joachim durch die Stadt Cölln Platz für einen Tier- und Lustgarten überlassen wurde.20 In den folgenden Jahrzehnten wurde das Gelände vor den westlichen Stadttoren durch Zukauf beständig vergrößert und nach 1530 als Jagdgebiet genutzt. Weitere Veränderungen folgten, sodass ab 1698 aus dem Jagdgebiet ein stadtnaher Garten mit Alleen und Plätzen entstand. Spätestens um 1740, nach dem Bau des Brandenburger Tores 1734, wurde der Tiergarten endgültig zu einem »›Lustgarten für die Bevölkerung‹ umgewandelt« und »verliert [...] seinen Charakter als Wildgehege«.21 Weitere Veränderungen durchlief der Tiergarten in den folgenden Jahrzehnten: Der Ausbau der 1697 angelegten Landstraße nach Charlottenburg in eine Chaussee, die »großzügige Umgestaltung des Tiergartens in einen Landschaftsgarten nach englischem Vorbild«,22 die Errichtung eines Zoologischen Gartens sowie die Anlage der »Siegesallee«23 sind dabei die markantesten Veränderungen. Von 1898 bis 1901 wurden an dieser Promenade insgesamt 32 Denkmäler enthüllt, welche die Fürsten Brandenburgs und Preußens vonMarkgraf Albrecht demBären (1134–1170) bis Kaiser Wilhelm I. (1861– 1888) sowie bedeutende Zeitgenossen darstellten. Dieser gewaltige Skulpturenzyklus zum Ruhm des brandenburgisch-preußischen Herrscherhauses entstand auf persönliche Initiative Kaiser Wilhelms II., der auch die Kosten übernahm.24 Dieses Architekturensemble des Kaiserreichs wurde nach 1933 einschneidenden Umbaumaßnahmen unterworfen. Die Siegesallee sollte als künftige Nord-SüdAchse verbreitert werden. Die Denkmale wurden deshalb innerhalb des Tiergartens verlegt, imWesentlichen in die Nähe des Großen Sterns, auf dem die Siegessäule
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