5.1 Berlin 1945 bis 1949: Neue Denkmäler an alten Orten 133 q – um ein Viertel erhöht – neu aufgestellt wurde. Die Charlottenburger Chaussee wurde zu einer mehrspurig befahrbaren Ost-West-Achse ausgebaut.25 Genau am Schnittpunkt der Nord-Süd- und der Ost-West-Achse sollten die Sowjets 1945 das sowjetische Ehrenmal errichten. Neben dieser vorgegebenen stadttopografischen Situation spielte aber auch die Nähe zum Reichstagsgebäude – einem der wichtigsten Symbole für den Sieg der Roten Armee – eine große Rolle (Abb. 115). Zeitgenössische Aufnahmen vom Mai 1945 zeigen den weitgehend zerstörten, kahlen Tiergarten.26 Ende April hatte man bereits begonnen, die kaputte Fahrbahn der Ost-West-Achse als provisorische Landebahn herzurichten.27 Zudem sollten mit einem subventionierten Notprogramm »Aufräumungs- und Planierungsarbeiten, Kompostbereitung durch Entschlammen der Teiche und Wasserläufe sowie Schlagen, Abfahren und Aufstapeln der beschädigten und abgehackten Bäume« durchgeführt werden, da der Tiergarten »die wichtigste Erholungsanlage im Innern der Stadt Berlin« sei.28 Vor dem Hintergrund dieser Verwüstung nahm sich der Befehl zum Bau eines sowjetischen Siegesdenkmals in der deutschen Bevölkerung – sofern sie es zunächst überhaupt wahrgenommen hatten – befremdlich aus. Der Befehl zur Erbauung des Ehrenmals ist archivalisch nicht mehr auffindbar und auch nicht exakt dokumentiert. Jedoch existieren einzelne Zeitzeugenaussagen – so vor allem vom Bildhauer des Ehrenmals, Lev Kerbeľ, die einen diesbezüglichen Befehl Marschall Žukovs von Ende Mai 1945 angeben.29 Die Wahl des Standortes wird von anderen Zeitzeugenmit der unmittelbaren Nähe zum Berliner Reichstag begründet.30 Der Standort des Ehrenmals lag damit allerdings im britischen Sektor. Doch lassen sich auch die Verhandlungen über die Wahl des Standortes zwischen den Alliierten nicht mehr rekonstruieren.31 Der Vier-Mächte-Status Berlins wurde – wie bereits dargestellt – endgültig erst während der Potsdamer Konferenz kodifiziert. Die Rote Armee begann dadurch erst im Juli 1945 den für die Briten vorgesehenen Sektor zu räumen und mit der Gründung der SMAD am 9. Juni eine systematische Verwaltung der ihr unterstellten Territorien einzurichten.32 Diese spezifischen, in vielerlei Hinsicht offenen Umstände imSommer 1945 ermöglichten es zweifellos, dass ab August 1945 mit der Errichtung des Denkmals im britischen Sektor begonnen werden konnte.33 Der Architekt des Denkmals war Nikolaj Sergievskij. Als Bildhauer arbeiteten Lev Kerbeľ und Vladimir Cigal.34 Der Erbauungszeitraum war mit gut zwei Monaten äuAbb. 115 Das Ehrenmal im Tiergarten, im Hintergrund der zerstörte Reichstag, 1946
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