— 232 — 81 Porphyr aus der Nähe des Klosters Deir al-Arbain am Berg Sinai, Ägypten 9 × 7 × 5 cm, 471 g SSFG, Inv.-Nr. MNG-Seetz-449 Provenienz: Gesammelt durch Ulrich Jasper Seetzen für Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg. Beschriftung des Originaletiketts: »Schwarz- und rothbunter Jaspis; vom Kloster el Arbain od. Ledscha im Thale zwischen Dschibbal Musa und Dschib. Kathrina. 1806«. »Es war am 13. April, als wir den Sinaï erstiegen. Meine Gesellschaft bestand ausser meinem Bedienten aus einem Mönch, dem Schech der Kloster-Beduinen, drey Beduinen, die einige Lebensmittel trugen, und welchen ich die gesammelten Mineralien gab, und zweyen Knaben. Um halb 6 Uhr traten wir unsere Wanderung an. [...] und 5 Minuten nach 10 Uhr waren wir bey dem Kloster el Arbáïn oder el Ledschá. [...] In den Gartenmauern, welche aus rohen auf einander gelegten Steinen bestanden, bemerkte ich einen ungemein festen schönen schwarzen Porphyr mit eingeschlossenen Stücken fleischrothen Porphyrs [...].« Diese Beschreibung Seetzens zeigt die Fundumstände der von ihm gesammelten Gesteinsproben. Darüber hinaus lässt sich eine seiner Intentionen bei deren Auswahl rekonstruieren. Tatsächlich wurde ein Gestein, nach dem die Gruppe der vulkanischen Porphyre benannt ist, wegen seiner purpurnen Farbe in der römischen Kaiserzeit sehr geschätzt. Die Steinbrüche von Mons Porphyrites in der östlichen Wüste Ägyptens wurden zwischen den Jahren 29 und 335 n. Chr. betrieben und lieferten das Material für 81 zahlreiche Bauwerke und Skulpturen in den Metropolen des Römischen Reiches. Der Stein war aufgrund seiner intensiven Farbe dem Kaiser vorbehalten. Nach dem Niedergang des Imperiums geriet der abgelegene Fundort jedoch in Vergessenheit. Dennoch waren Porphyre in den folgenden Jahrhunderten in Italien, ja in ganz Europa, als Dekor- und Schmucksteine sehr gefragt. Als Steinbrüche für das Material dienten nun die Ruinen Roms. Fast 15 Jahre nach Seetzens Sinaibesteigung wurden die antiken Steinbrüche auf der gegenüberliegenden Seite des Roten Meeres durch James Burton und John Gardner Wilkinson von der Royal Geographical Society wiederentdeckt. Es ist nicht auszuschließen, dass Seetzen beim Anblick der Porphyre am Berg Sinai die lang erhoffte Wiederauffindung des kaiserlichen ›porfido rosso antico‹ im Sinn hatte. Seine Bemerkung, dass sich der Stein »bey der Verarbeitung fürtrefflich ausnehmen müsste«, deutet auf diese Assoziation hin. CE Quellen und Literatur Kruse 1855, S. 81, 87; Lorenz 2012, S. 82–84. 82 Pallasit Fragment eines Eisenmeteorits mit einer ursprünglichen Gesamtmasse von ca. 690 kg unbeobachteter Meteoritenfall, aufgefunden 1749 ca. 200 km südwestlich von Krasnojarsk, Russland gediegen Eisen, Olivin 8 × 5 × 6 cm, 208 g SSFG, Inv.-Nr. MNG-1151 Provenienz: Durch Ernst Friedrich von Schlotheim um 1800 erworben; vermutlich als Teil der Meteoritensammlung Schlotheims unter Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg in die Sammlungen gelangt. »Die vorzüglichste Merkwürdigkeit aus dem Mineralreiche, welche ich in der Krasnojarskische Gegend ausfindig gemacht habe, ist eine ungeheure fast vierzig Pud oder 1 600 Pfund schwere Masse von drusigt gewachsenem gediegnen Eisen [...]«, so leitete Peter Simon Pallas im dritten Band seiner Reise durch verschiedene Provinzen des Russischen Reichs einen Bericht über ein ungewöhnliches Eisenerz ein. Er ahnte nicht, dass dieser Fund wenige Jahrzehnte später Anlass für einen Paradigmenwechsel in der Wissenschaft von wahrhaft kosmischem Ausmaß geben würde. Auf seinem Weg überwinterte der Naturforscher in den Jahren 1771 bis 1772 im sibirischen Krasnojarsk. Dort hörte er von einem großen Eisenblock, den der Kosake Jakob Medwedew in der Nähe seiner Schmiede aufbewahrte. Als Pallas sich auf die rund 235 Kilometer lange Strecke flussaufwärts des Jenissei zur Siedlung Medwedewo begab, erfuhr er, dass der Block schon im Jahr 1749 von einem goldsuchenden sächsischen Bergmann entdeckt worden war. Bevor Medwedew ihn zu seiner Schmiede transportierte, hatte er frei auf dem Waldboden zwischen zwei kleinen Nebenflüssen des Jenisseis gelegen.
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