Leseprobe

13 ergriff und heutzutage global anhält, dürfte nicht nur mit der Bewunderung für das handwerkliche und künstlerische Schaffen und der ihm eigenen Ästhetik zusammenhängen, sondern berührt eben dieses Erahnen von dem »Versöhnt-Sein« mit dem physischen Tod. Hier schließt sich der Kreis zu den Dresdner Aegyptiaca, die in ihrer großen Mehrzahl dem Götter- und Totenkult zuzuschreiben sind und anhand derer sich die Grundlagen altägyptischer Jenseitsvorstellungen und theologischer Konzepte erläutern lassen. Die folgenden Abschnitte werden sich daher zunächst auf einige theologische Grundlagen und dann auf den Totenkult konzentrieren. Die gesellschaftspolitische Entwicklung und die historische Geschichte des Pharaonenreichs soll hier dagegen nicht näher erläutert werden, was durchaus den Sammlungsschwerpunkten der ägyptischen Altertümer in der Skulpturensammlung Dresden entspricht. Bemerkungen zur polytheistischen Götterwelt Ägyptens Die Religionen früher Kulturen zeichnen sich durchgehend dadurch aus, dass sie »gewachsen« und nicht gestiftet sind und dadurch vollkommen im Einklang mit den natürlichen Umweltbedingungen der jeweiligen Kulturregion standen bzw. primär durch diese bestimmt wurden. Die kosmischen Erscheinungen und astronomischen Beobachtungen der Gestirne, der Wechsel von Tag und Nacht, die unterschiedlichen Jahreszeiten, klimatisch bedingte Einflüsse auf die jeweilige Lebenswelt, Flora und Fauna und das von der Geburt bis zum Tod ständigen Gefahren ausgesetzte menschliche Leben haben die jeweils charakteristischen Ausformungen religiöser Vorstellungen und Handlungen früher Kulturen bestimmt. Dabei ist stets eine Vielzahl göttlicher Einwirkungsformen wahrgenommen worden, denen man mit kultischen Praktiken und jeweils eigenen religiösen Vorstellungen begegnete. Götter und Göttinnen, Dämonen und Geister wurden dabei meist mit Naturgewalten, Gestirnen sowie mit Tieren und Pflanzen und deren Eigenschaften assoziiert. Auch die religiösen Konzepte im Alten Ägypten entsprechen in ihren Ursprüngen diesen Vorgaben, haben sich aber im Lauf der Jahrtausende zu einem grandios verwobenen Abb. 3 Deckel eines Sargs, Spätzeit, Holz, Tonerde, Gipskreide, bemalt, H. 172 cm, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Skulpturensammlung, Inv.-Nr. Aeg 784

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