Leseprobe

25 down-Phasen der Corona-Pandemie nieder. Der Stillstand weiter Teile des öffentlichen Lebens und der damit verbundene Rückzug ins Atelier führte zu einer eindrucksvollen Schaffensphase. Neben Ben und Sandy Willikens waren die beiden langjährigen Mitarbeiter Stefan Soravia und Philipp Singer eine unschätzbare Hilfe bei diesen Treffen. Am spannendsten war es aber zweifellos, den Erzählungen von Ben Willikens aus seinem bewegten Leben und aus der Welt der Kunst zu folgen. ImJanuar 2019 erwarbChristiane Schaufler-Münch eine weitere Arbeit von Ben Willikens: Raum 1224 aus dem Jahr 2015 (Abb. S. 204/205). Das 2×4 m große Bild, von ihm oftmals als »Fabrik« bezeichnet, zeigt eine große Halle, an deren Stirnseite ein fast deckenhoher Durchgang und drei Fenster den Blick ins Freie lenken. Anders als bei den einer Bühne ähnelnden Raumkonstruktionen, die den Raum der Betrachtenden durch eine Balustrade oder Sockelzone vom Bildraum trennen, befindet man sich hier auf der Ebene des gemalten Raums. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die zentralperspektivische Komposition. Der Blick wird magisch angezogen vom leuchtenden Blauverlauf in suggerierter Ferne. Wollte man den erdachten Raum real verorten, befände man sich in großer Höhe mit Blick auf eine Wasserfläche und den angrenzenden Himmel. Fast ist man versucht, an Caspar David Friedrichs Kreidefelsen auf Rügen (1818) zu denken. Doch die weiteren Details von Raum 1224 passen weniger zu dieser »romantischen« Lesart. ImBoden öffnet sich eine beckenförmige Senke und eine Treppe führt in ein nicht sichtbares Kellergeschoss. Erst in der Nahsicht bemerkt man noch ein überraschendes Detail in einem kleinen Kabinettraum im Hintergrund. Die Zugänge geben den Blick frei auf zwei Farbwischer auf der Rückwand, die wie Gemälde oder eine Ateliersituation wirken. In den jüngeren Arbeiten erlaubt sich Ben Willikens solche malerischen »Eskapaden«, indem er den exakt begrenzten Flächen gestisch aufgetragene Farbwischer entgegenstellt. Besonders die jüngeren Räume der Moderne, bei denen archetypische Wohngebäude der sogenannten klassischen Moderne und deren Ausblicke in die Landschaft im Zentrum stehen, leben vom Kontrast geometrischer Architekturformen zur malerisch angedeuteten Natur. Zu Beginn des Jahres 2020 wurde die Sammlung durch eine weitere wichtige Arbeit ergänzt. Raum726, Black Last Supper inMoonlight (2011) wurde Teil der Sammlung Schaufler (Abb. S. 212/213). Das Bild nimmt Bezug zum 1976–1979 entstandenen Schlüsselwerk Abendmahl, mit dem Ben Willikens internationale Bekanntheit erlangte und gegen alle seinerzeit gängigen Kunstströmungen verstieß. Der Ende der

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