109 breitete 1955 erstmals ein entsprechendes Angebot. Die Texte wurden von Walter Hävernick selbst verfasst und eingesprochen. In einzelnen Fällen griff er zurück auf Vorarbeiten seiner wissenschaftlichen Mitarbeiter Helmuth Thomsen (siehe den Beitrag von Ralf Wiechmann, S. 117), Kurt Heckscher (1896– 1958) und Carl Schellenberg (siehe die Beiträge von Gunnar B. Zimmermann, S. 96–100, und Wiebke Müller, S. 192–199). Das Tonbandgerät wurde bei der Führung von einer Aufsichtskraft getragen und in dem jeweiligen Raum an ein entsprechend installiertes Lautsprechersystem angeschlossen, sodass die Besuchergruppe den Aufnahmen gemeinsam zuhören konnte. Damit war das Museum über Hamburg hinaus Vorreiter einer neuen Vermittlungsart, die allgemein erst seit etwa 1970 intensiv diskutiert und nach und nach genutzt wurde. Seit Beginn seiner Amtszeit versuchte Walter Hävernick in regelmäßigen Abständen, die Hamburger Schulen für Besuche imMuseum zu gewinnen, denn das Haus war für ihn ein herausragender Bildungsort. Wie die Lehrer imMuseum ihrer pädagogischen Arbeit nachgingen, hinterfragte er jedoch nicht. Es war Konsens unter den Hamburger Museumsdirektoren seiner Generation, dass regelmäßige Führungen eine Kernaufgabe der Schulen und nicht der Museumswissenschaftler seien. Erst die gesellschaftlichen Veränderungen der 1960er-Jahre sollten daran etwas ändern. Seither wurde intensiv darüber debattiert, welche Rolle die Hamburger Museen im kulturellen Leben der Stadt einzunehmen hätten. Immer mehr rückte nun die Ausweitung des allgemeinen Bildungsauftrags in den Fokus; es ging darum, wie eine »pädagogische Museumskultur« entwickelt werden könnte. Doch erst 1976 wurde der Museumsdienst gegründet, und wenig später erhielt das MHG, wie alle anderen Hamburger Museen, erstmals einen hauptamtlichen Museumspädagogen. Doch dies geschah erst nach der Amtszeit von Walter Hävernick, die 1973 endete. 5 Walter Luben Ein Saal der Schifffahrtsabteilung Fotografie, 1952 MHG, Inv.-Nr. 2011-556
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