197 1923 bis 1934) und Johannes Biernatzki (Pastor und Kunsthistoriker aus Altona), der Schröder bei der Ermittlung der Meisternamen unterstützte. ImMHG haben sich handschriftlich verfasste Markenverzeichnisse Schröders sowie ein Briefwechsel insbesondere mit skandinavischen Museen erhalten.8 Schröder beabsichtigte, zusammen mit dem Direktor des Museums für Kunst und Gewerbe, Max Sauerlandt, ein umfangreiches Verzeichnis der Hamburger Goldschmiede und des Hamburger Silbers zu erstellen. 1934 wechselte Schröder als Direktor ans Lübecker Museum für Kunst und Kulturgeschichte. Sauerlandt wurde bereits im April 1933 seines Amtes enthoben und starb Anfang des Jahres 1934. Biernatzki, der unermüdlich Kärrnerarbeit bei der archivalischen Überlieferung von Hamburgs Kunsthandwerk leistete, starb ein Jahr später. Möglicherweise hatte Schellenberg die Absicht, die Verzeichnisarbeit zu übernehmen und sich damit als Kunsthistoriker zu profilieren. Bereits 1938 hatte er die Ausstellung »Hamburger Silber in Privatbesitz« imMHG organisiert und dabei Kontakte zu Hamburger Sammlern geknüpft. Ein schmaler Katalog verzeichnet die damaligen Leihgeber.9 Darunter war Elsa Wolff-Essberger, Witwe des jüdischen Zigarettenfabrikanten Jacob Wolff und in zweiter Ehe mit dem Reeder und NS-Funktionär John T. Essberger verheiratet. Sie empfahl Schellenberg als Experten bei Reichsstatthalter Kaufmann. In ihrem Entnazifizierungsverfahren betonte sie ihre Initiative bei der Aktion zur Bewahrung vor dem beabsichtigten Einschmelzen des Silbers.10 3 Johann Brockmer Silberhumpen Um 1680 MHG, Inv.-Nr. AB1079 den Nachfolgeorganisationen, die für erbenloses Vermögen zuständig waren, von der Stadt Hamburg 1958 abgekauft und 1960 den öffentlichen Sammlungen angeboten. Alle Hamburger Museen, das Rathaus und die Jüdische Gemeinde nahmen die angebotenen Objekte entgegen, bis auf das MHG. Der damalige Direktor, Walter Hävernick, wollte von dem Silber nichts in die Sammlung aufnehmen, da das MHG so unrühmlich mit diesem Kapitel verbunden gewesen war.7 Biografie der Objekte I Die in der Fotosammlung des MHG aufgefundenen Schachteln mit den Glasnegativen sind – als Museumsobjekte und nicht als Archivmaterialien betrachtet – historisch in zwei Richtungen lesbar. Sie stehen erstens für das wissenschaftliche Interesse am qualitativ hochgeachteten Silberschmiedehandwerk in Hamburg, an der Erforschung seiner Meister und an der Erkundung ihrer Kunstfertigkeit. Das Material enthielt, nach Schellenbergs Kriterien 1940 ausgewählt, außerordentlich viel Silber, das in Hamburg gefertigt worden war. Gelegentlich sah er sich daher mit dem Vorwurf konfrontiert, eigene Forschung amMaterial vornehmen zu wollen. Dieses Interesse hatte imMHG spätestens in den 1920er-Jahren begonnen und war dort mit zwei Namen verbunden: Hans Schröder (Kustos von
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