19 Das Dresdner Stadtregiment nahm über Behörden und Verordnungen viel stärkeren Einfluss auf die Gestaltung der Stadt, als dies in anderen sächsischen Städten der Fall war.15 Die Ziele der Stadt- und Landesregierung lagen eindeutig in der Erhaltung des baukünstlerisch hochwertigen Residenzstadtcharakters Dresdens. Dazu wurden auch konkrete Regulative wie gestalterische Verordnungen zu Dachformen (z. B. Mansarddächer) oder Einzäunungen erlassen. Die 1854 gegründete Bau- und Verschönerungskommission hatte zudem zwei entscheidende Aufgaben: ›geschmackvolle Bauten‹ zu fördern und die Errichtung von Bauten, die gegen den ›ästhetischen Geschmack verstoßen‹, zu verhindern.16 Zu den prägenden Persönlichkeiten und Hauptakteuren gehörte neben Gottfried Semper (1803– 1879) in seiner Rolle als Professor an der Dresdner Bauakademie auch Georg Hermann Nicolai (1811 – 1881). Die Architektengruppe der sog. SemperNicolai-Schule wirkte bis zum Tod Nicolais 1881 gestalterisch und stilistisch auf das Erscheinungsbild der Stadt Dresden.17 Gleichzeitig ist für die Mitte des 19. Jahrhunderts ein überregionaler Trend zu verzeichnen, infolgedessen der ›verantwortungsbewußte Architekt [. . .] durch den nach bloßem Geldverdienen strebenden Unternehmer verdrängt‹ wurde.18 In der Folge übernahmen Architekturfirmen die Planung der Wohnhäuser. Fassadenwurden zumMassenprodukt nach Katalog. Auch an Dresden dürfte dies nicht vorbeigegangen sein, jedoch wirkten diesem Trend die Semper-Nicolai-Schule und andere Dresdner Architekten entscheidend entgegen.19 FS Struktur der Äußeren Neustadt Die heutige Erscheinung des Wohngebietes ist quartiermäßig. Das rasterförmige Straßennetz setzt sich aus Haupt- und Nebenstraßen zusammen. Die Königsbrücker und Bautzner Straße haben als Ausfallstraßen und Handelswege – ähnlich wie der Bischofsweg als Reiseweg vom Abb. 9 Bischofsweg 60: Der aufwändig gestaltete Mittelrisalit erinnert in seinem Aufbau stark an den Mitteltrakt der Sempergalerie Abb. 10 Bischofsweg 64: Für das Dekor können sowohl die Renaissance als auch der Barock und Rokoko als vorbildlich angesehen werden
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