64 Global Player Ein Globus, Atlanten und Karten, nautische Instrumente, links auf dem Buch ein Kompass, rechts neben dem Tisch eine Armillarsphäre. Jan van der Heydens (1637–1712) Stillleben mit Gobelinvorhang erlaubt uns einen Blick in das Arbeitszimmer eines Menschen mit weltumspannenden Interessen. Die Gegenstände geben Hinweise auf seine internationalen Beziehungen: links hinter dem Globus die kostbar gefasste Nautilusmuschel aus dem Indischen Ozean, in der Bildmitte rechts neben der aufrecht stehenden Karte eine Naginata, ein japanischer Speer aus dem 12. Jahrhundert. Rechts im Hintergrund leuchtet eine Statuette hervor, möglicherweise aus Asien. Das Gefühl, dass noch mehr im Bild zu entdecken ist, wird durch das Trompe-l’Œil-Element des mit leichtem Schwung über die linke Bildecke geführten Gobelinvorhangs ausgelöst. In welchem Zusammenhang stehen all diese Gegenstände und wem könnten sie gehören? Während Landkarten, Globus und Atlas an die weltweiten Aktivitäten der Niederländer erinnern, zeugen die Bücher und die Armillarsphäre von dem hohen Bildungsgrad der abwesenden Person. Nautiluspokal, japanische Lanze und Kabinettschrank verweisen darauf, mit welchem Kunstsinn hier gesammelt wurde, und erzählen zugleich von der Faszination ferner Länder. Die enge Stube entwirft demzufolge nicht nur das Idealbild einer umfassend gebildeten Sammlerpersönlichkeit, sondern bringt den globalen Anspruch der Niederlande selbst zum Ausdruck – durchaus im Einklang mit der Realität: Die Republik der Sieben Vereinigten Niederlande entwickelte sich im 17. Jahrhundert zu einer global agierenden See- und Handelsmacht. Ein bis heute faszinierendes Phänomen, schließlich lebten in den Niederlanden nur etwa zwei Millionen Menschen. 1 Stillleben mit Gobelinvorhang
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