Leseprobe

141 8 Detail senschaftliches Interesse unter botanisch Gebildeten. Die Suche nach Zugehörigkeiten wurde dabei immer kleinteiliger, systematischer, auch in der Liste der Pflanzen im Moninckx-Atlas. Die Betrachtung von Natur und Umwelt äußerte sich vor allem in der Entwicklung der Naturwissenschaften, in systematischer Erfassung nicht allein von Pflanzen, auch von Muscheln, Insekten und Mineralien, auf künstlerischem Feld in topografischen Landschaftsgemälden und einer Zunahme von Naturstudien. Geschäftstüchtige Personen nutzten das zunehmend breitere Interesse an Raritäten exotischer Herkunft. Welche Ausmaße solche Geschäfte annehmen konnten, verdeutlicht beispielhaft der Handel mit Tulpenzwiebeln, in dem Holland führend war. Die frühesten Importe der Zwiebeln solcher Frühlingsblüher kamen Ende des 16. Jahrhunderts aus dem osmanischen Reich über Wien nach Antwerpen. Erst das 17. Jahrhundert brachte eine Fülle auf den europäischen Markt. Ihre noch heute gebräuchlichen Namen Tulpe, tulp (nl.), tulipe (frz.) und tulipa (ital.) sind Zeichen ihres europäischen Triumphzugs. Tulpenzwiebeln wurden nach Form und voraussichtlicher Farbe der Blüte sowie nach Gewicht in Assen gehandelt; ein Gramm entsprach dabei 20 Assen. In Collegien trafen sich in Holland Händler und Kaufwillige zum Lernen und Debattieren, so in Hoorn oder in Haarlem. Gedruckte Preislisten kursierten in hohen Auflagen mit Abbildungen, mit fantasievollen Namen und Beschreibungen. Anhand dieser Informationen konnte man Zwiebeln im Versandhandel oder auf Märkten, etwa in Frankfurt am Main und Amsterdam, erwerben, so wie der Brauer und Gastwirt des Antwerpener Schwans, Henrique Stockmans. Bisher unbeachtete, einzigartige Klageschriften berichten über sein

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