42 Ein stetes Suchen. Zu Leben und Schaffen des sorbischen Malers Jan Buck Christina Bogusz Johann Michael Buck wurde am 2. August 1922 in Nebelschütz als jüngstes von drei Kindern des Arbeiters Johann Buck und dessen Ehefrau Anna geboren. Der soziale Status der Familie entsprach dem Bild einer sorbischen Arbeiterfamilie innerhalb des kleinbäuerlichen dörflichen Milieus im sorbisch-katholischen Siedlungsgebiet. Nach der Schulzeit ließ er sich zum Dekorationsmaler ausbilden. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bedeutete auch für ihn einen großen Einschnitt mit der Einberufung zum Militärdienst. Nach dem Krieg wurde er mithilfe der Domowina, des Bundes Lausitzer Sorben, an das Staatliche Gymnasium für Bildende Künste (Państwowe Liceum Sztuk Plastycznych) nach Wrocław vermittelt, wo er 1949 sein Abitur ablegte. Danach studierte er an der dortigen Staatlichen Hochschule für Bildende Künste (Państwowa Wyższa Szkoła Sztuk Plastycznych), wo er eine breit gefächerte Ausbildung genoss. Emil Krcha, der Jan Buck hier in Malerei und Zeichnung unterrichtete, ebnete ihm den Zugang zur Malerei der Klassischen Moderne und zum polnischen Kolorismus der Zwischenkriegszeit um Jan Cybis. Auf Wunsch sorbischer Kulturfunktionäre führte er sein Studium jedoch an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden bei Rudolf Bergander und Fritz Dähn fort. Nach seinem Studienabschluss 1953 und der Rückkehr in seine Heimat trat Jan Buck in den Arbeitskreis sorbischer bildender Künstler ein. Dort spürte er den Druck der etablierten kulturellen Eliten, allen voran des Vorsitzenden Martin Nowak-Neumann (Měrćin Nowak-Njechorński), der entschieden seine Auslegung von sorbischer Nationalkunst propagierte. Eine Mitgliedschaft im Verband Bildender Künstler Deutschlands, der eine wirtschaftliche Grundsicherung im Hinblick auf Aufträge und den Verkauf in den Galerien des Staatlichen Kunsthandels bedeutet hätte, wurde zunächst abgelehnt. Erst 1961 wurde Jan Buck als Kandidat und 1966 endgültig in den Verband aufgenommen. 1957 begann er ein Fernstudium im Fachbereich Kunsterziehung, das er 1962 abschloss. Parallel dazu arbeitete er bereits im Schuldienst, aus dem er 1976 ausschied, um fortan freiberuflich zu arbeiten. Ab 1964 nahm Jan Buck an allen Kunstausstellungen des Verbandes Bildender Künstler des Bezirkes Dresden teil. Ein wichtiger Meilenstein seiner künstlerischen Anerkennung war die Aufnahme eines seiner Werke in die VI. Kunstausstellung in Dresden, auch zu allen weiteren Kunstausstellungen der DDR wurde er nun eingeladen. Dadurch gewann seine Kunst deutlich an öffentlicher Wahrnehmung. Spätestens Anfang der 1970er Jahre hatte Jan Buck in der Kunstlandschaft der DDR einen Namen. Innerhalb seines Œuvres stechen als Motive Tagebau- und Agrarlandschaften sowie Steinbrüche und die Darstellung seiner Mutter hervor. Eine exponierte Stellung nehmen zudem Stillleben ein. Die zahlreichen Studienreisen und Pleinairs spielten für den Künstler eine wichtige Rolle. Seine wohl bedeutendste Reise führte ihn 1973 nach Usbekistan, wo ihn die Farbenvielfalt und Lichtintensität stilistisch nachhaltig beeinflussten. Die Zeit nach der politischen Wende 1989 öffnete dem Künstler neue Wirkungsräume, die moderne Ausdrucksformen hervorbrachten. Es entstand ein beachtenswertes Alterswerk. Innerhalb der sorbischen bildenden Kunst steht das Werk von Jan Buck für einen völlig neuen geistigen Ansatz. Er verließ den bis dahin eng gesteckten, folkloristisch überfrachteten und provinziell begrenzten Radius, indem er seinen Bildern im Laufe seines Schaffens durch sichtbar zunehmende Abstrahierung des Bildes auf elementare Formen eine Art Universalität verlieh. Damit ebnete Jan Buck der sorbischen bildenden Kunst den Weg in die europäische Moderne. Resümee
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