Leseprobe

12 Papier nicht in einem zentralen Kabinett zusammengetragen, sondern wie die Gemälde auf verschiedene Orte in den anhaltischen Schlössern verstreut waren, kann man der Beschreibung des Philologen August Fuchs (1818–1847) entnehmen, der 1843 im Dessauer Residenzschloss nicht nur wie Lindner »eine bedeutende Sammlung von Kupferstichen und baukünstlerischen Kupferwerken« in der Gipskammer vorfand,18 sondern eine weitere grafische Sammlung in den Räumen des Herzogs Leopold IV. Friedrich (1794–1871, Abb. 5) erwähnte: »Außerdem enthalten die obern Ekkzimmer [sic] des östlichen Flügels eine Sammlung von 475 Kupferstichen und Handzeichnungen von Raffael, Carlo Dolce, Andrea del Sarto, van Dyk.«19 Des Herzogs Großvater, Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740– 1817, Abb. 6), hatte bereits 60 Jahre zuvor begonnen, eine grafische Sammlung in Wörlitz zusammenzutragen. Im dortigen Gotischen Haus schuf er sich einen privaten Wohnsitz, in dessen Räumen er ebenfalls verschiedene Sammlungen wissenschaftlicher und künstlerischer Objekte aufbewahrte. Der Archäologe Carl August Böttiger (1760–1835) besichtigte im August 1797 in Begleitung des Hofmalers Johann Friedrich August Tischbein (vgl. Kat.-Nr. 47) diese Schätze und schrieb anschließend über den Rittersaal, den zentralen Raum des südlichen Trakts: »In der Mitte läuft ein großer Tisch länglicht hinab, auf und in welchem der Fürst seine kostbare Sammlung von antiquarischen Kupferwerken, seine Portefeuilles von Kupferstichen und HandAbb. 5 Leopold IV. Friedrich von AnhaltDessau trug wesentlich zum Ausbau der grafischen Sammlung im Dessauer Residenzschloss bei. Diese war zu seinen Lebzeiten nicht nur in der Gipskammer, sondern auch in den herzoglichen Wohnräumen im Ostflügel untergebracht. Der selbst als Maler und Zeichner aktive Herzog hatte so einen schnelleren Zugriff auf die Werke. Franz Krüger porträtierte den Monarchen im Revolutionsjahr 1849 als soignierten Herrn in Zivil mit Ausblick zu seiner jüngsten Schöpfung, dem italianisierenden Turm des Leopolddankstifts. Lithografie von Friedrich Jentzen nach einem Porträt des Herzogs von Franz Krüger, Anhaltische Gemäldegalerie Dessau

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