Leseprobe

14 zeichnungen aufbewahrt.« (Abb. 7).20 Diese Sammlung wurde 1818 fast vollständig in das Dessauer Residenzschloss verbracht.21 Was jedoch den Rittersaal als erstes nachweisbares »Kupferstich-Kabinett« der Dessauer Fürsten besonders interessant macht, ist der Erhalt der unveränderten räumlichen Situation mit seiner originalen Möbelausstattung. So existiert noch heute der von Böttiger beschriebene Tisch mit seinen breiten und niedrigen Fächern, welche bereits wie in modernen Sammlungsschränken die liegende Aufbewahrung der Arbeiten auf Papier ermöglichten.22 Zeichnungen und Kupferstiche zierten aber auch gerahmt und hinter Glas die Innenräume des Gotischen Hauses, wie das Beispiel eines der hier vorgestellten Blätter zeigt. Die damals noch Israhel van Meckenem zugeschriebe Zeichnung Anna Selbdritt (Kat.-Nr. 3) befand sich nach August von Rodes (1751–1837) Beschreibung des Gotischen Hauses 1817 im »Gang am Treppenthurm«.23 Der Züricher Geistliche Johann Caspar Lavater (1741–1801) hatte sie Leopold Friedrich Franz 1786 mit weiteren Blättern für sein »Gotisches Gebäude« geschenkt und so vermutlich den Anstoß zur Einrichtung einer grafischen Sammlung in dem Wörlitzer Refugium gegeben. Abb. 8 Der Pfarrer und Schriftsteller Johann Caspar Lavater schenkte Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau zwei Blätter mit Allegorien der Gerechtigkeit und der Klugheit von Johann Heinrich Lips, welche an die Tugenden eines aufgeklärten Herrschers gemahnen sollten. 1927 gab die Familie Anhalt sie auf eine Auktion, nach welcher sich die Wege der beiden Zeichnungen trennten. Die Gerechtigkeit ist noch in Dessau (Kat.-Nr. 48), die Klugheit inzwischen in Düsseldorf zu finden. Zeichnung in Wasserfarben von Johann Heinrich Lips, 1796, Goethe-Museum Düsseldorf

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