Leseprobe

76 1 Ausst.-Kat. Frankfurt/ Basel 1993, S. 12. 2 Ebd., S. 141–144. 3 Merian 1627, S. 1. 4 Ebd., S. 3. 5 Ebd., S. 63. Matthäus Merian der Ältere DER FISCHFANG DES TOBIAS 26 1627 Feder in Braun, braun laviert, Vorzeichnung mit schwarzem Stift; für die Übertragung auf eine Kupferplatte blindgeritzte Linien 11,9 × 15,4 cm Inv.-Nr. B X 17 Prov.: 1715 Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen; 1748 an die Fürsten von AnhaltBernburg; 1877 Behörden- Bibliothek Dessau; 1927 von dort überwiesen Lit.: Wüthrich 1963, Nr. 66; Ausst.-Kat. Frankfurt/ Basel 1993, Nr. 96, S. 144 (als Werkstatt); Wüthrich 2013, Nr. 85, S. 192 Matthäus Merian d. Ä. (Basel 1593–1650 Langenschwalbach/Bad Schwalbach) Nach einer Ausbildung als Glasmaler lernt Merian bei Christoph Murer und dem Kupferstecher Dietrich Meyer das Radieren. Ab 1616 beim Verleger Johann Theodor de Bry als Kupferstecher angestellt, wird er ab 1624 als Nachfolger des verstorbenen de Bry in Frankfurt auch als Verleger tätig. Heute insbesondere für die umfangreich illustrierten mehrbändigen Werke Theatrum Europaeum (ab 1633) und Topogaphia Germaniae (ab 1642) bekannt. Die Zeichnung – eine von drei Zeichnungen Merians mit Szenen aus dem alttestamentarisch-apokryphen Buch Tobit im Bestand der Graphischen Sammlung der Anhaltischen Gemäldegalerie – war Vorlage einer Radierung, die im dritten Teil einer zwischen 1625 und 1627 in vier Heften von Merian veröffentlichten Bilderbibel verwendet wurde. Insgesamt 233 Bibelbilder entwarf Merian, die bei den im Querquarto publizierten Heften durch Verse von Johann Ludwig Gottfried in Latein, Deutsch und Französisch ergänzt wurden.1 Im linken Vordergrund sind der Engel und Tobias, der recht lässig einen stattlichen Fisch über die Schulter geworfen hat, in Begleitung eines kleinen Hundes auf ihrem gemeinsamen Weg entlang des Tigris dargestellt. Der zeitlich vorhergehende Fischfang ist am rechten Bildrand zu sehen, wo der am Uferrand kauernde Tobias den Fisch beherzt am Kopf packt. Im Unterschied zu den beiden anderen Vorzeichnungen zum Buch Tobit, die unverkennbar Motive aus Stichen nach Vorlagen von Maarten van Heemskerck aus der Mitte des 16. Jahrhunderts aufgreifen, lässt sich dessen Vorbildhaftigkeit für das vorliegende Blatt nur im Ansatz in der Pose der Figur des Tobias beim Fischfang feststellen.2 Es weicht auch in der Auslassung eines wichtigen Details von Darstellungen des Themas im 16. Jahrhundert ab. Für den Fortgang der biblischen Geschichte spielen die Innereien des Fisches eine zentrale Rolle. So dient zum Beispiel die Galle des Fisches der Heilung des gottesfürchtigen Tobit, Vater des Tobias, der durch Spatzenkot erblindet war. Dementsprechend wurde in der Druckgrafik der Zeit meist auch das Ausnehmen des Fisches bei der Behandlung des Themas dargestellt. Womöglich war Merians Intention aber in erster Linie, das Motto des begleitenden Verses von Johann Ludwig Gottfried Der Engel Gesellschafft der Frommen Trost zu illustrieren. Die intendierte Zielgruppe seiner Bilderbibel hat Merian in deren umfangreichem Titel mit angegeben, sie sei »[...] zu Nutz und Belustigung Gottsförchtiger und Kunstverstendigen Personen artig vorgebildet«.3 Auch in seinem Vorwort räumt Merian ein, dass wohl wichtigster Anschaffungsgrund seines Werkes »[...] sich in den Figuren nach belieben zu belustigen« sei, er aber auch durchaus versuche, dass der Leser »[...] zur wahren Gottseligkeit angewiesen werde.«4 MS »Der Engel Gesellschafft der Frommen Trost Tobias heist sein Sohn ins Land der Meder ziehen / Zu fordern ein das Gelt so er hatt ausgelihen / Der Engel ihn begleit/ Ein Fisch er fangen thut/ Am grossen Strom Tigris/ zu vielen Dingen gut.« Begleittext zur Umsetzung in den Iconum Biblicarum, 16275 Matthaeus Merian: Iconum Biblicarum, Pars III, 1627, S. 62

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