214 1 Aquarell und Gouache, 46 × 34,7 cm. Hochhuth 1991, Farb-Abb. S. 142; Lammel 1993, s/w-Abb. Nr. 42, S. 86; Schuster 1996/97, S. 405–428, s/w-Abb. S. 415. Zu einer der weiteren Dessauer Vorstudien siehe auch den Beitrag von Werner Busch in: Michels 2007, S. 52–53. Adolph Menzel STUDIE VON HÄNDEN MIT FERNGLAS 92 1891 Bleistift 21,3 × 13 cm bez. links: »A.M. / 91.« Inv.-Nr. Z 507 f Adolph Menzel (Breslau 1815–1905 Berlin) Des Künstlers Vater betreibt eine lithografische Werkstatt und siedelt 1830 nach Berlin über, wo Menzel 1833/34 die Akademie besucht. In seinen grafischen Arbeiten (schon in seiner Jugend ist er als Illustrator erfolgreich) und Gemälden widmet er sich häufig der Epoche Friedrichs des Großen, die er wirkungsvoll vergegenwärtigt, sowie der ihn umgebenden Lebenswelt, die er unermüdlich in Zeichnungen festhält. Eine wache und eine schlafende Hand – für den Berliner Maler Adolph Menzel sind sie die Indikatoren für die Erregungszustände auf einer Zugfahrt durch die schöne Natur. In der Dessauer Sammlung befinden sich sieben Vorstudien zu dem 1892 ausgeführten und heute in Privatbesitz befindlichen Gemälde Auf der Fahrt durch die schöne Natur (Abb.).1 Wer das Bild betrachtet, dem wird die Aussicht auf die offenbar beeindruckende Umgebung allerdings verwehrt. Was wir sehen, ist lediglich der Blick ins Abteil. Hier scheint einiges los zu sein: In alle Richtungen wird aus den Zugfenstern gespäht, um nur ja keine im Reiseführer vermeldete Attraktion zu verpassen. Inmitten des Tumults die schläfrige Schwere jener Fahrgäste, an denen die schöne Natur ungesehen vorbeizieht. Was im Zugabteil wie in einem Brennglas zusammenkommt, ist in den Vorstudien noch in seine einzelnen Facetten aufgespalten. Da ist etwa der Herr im Vordergrund rechts mit dem Fernglas, lauernd, zunächst mit dem bloßen Auge überprüfend, wohin sein Blick zu richten sei. Menzels Frage in seiner Vorstudie scheint zu sein: Was macht der kleine Finger? Trägt dieser überhaupt zum Halten des Fernglases bei? Zunächst offenbar nicht – im zweiten Versuch zeigt Menzel den Finger dann abgespreizt und spannt so das Fernglas in den Haltegriff ein. Im dritten Entwurf bestätigt sich Menzel noch einmal durch eine Einzelstudie des angespannten kleinen Fingers. Ganz anders die Hand des Schläfers auf der Rückseite der Sitzbank. Getrennt durch einen groben Querstrich mit dem Bleistift, dokumentiert Menzel die charakteristischen Haltungsmerkmale in seiner Bleistiftskizze: der zur Seite gesunkene Hinterkopf und die erschlaffte Hand, aus der der Reiseführer bereits zu Boden geglitten ist (Abb.). AP Adolph Menzel: Studie eines Hinterkopfes und zweier Hände, 1891, Anhaltische Gemäldegalerie Dessau, Inv.-Nr. Z 507 b Adolph Menzel: Auf der Fahrt durch die schöne Natur, 1892, Privatsammlung
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