Leseprobe

86/87 HANDHABE NIEDERLÄNDI SCHEN Ruisdael-Zeichnungen beschäftigt hat, bleibt in den Tagebucheinträgen unerwähnt. Hingegen lässt sich ein weiterer Eintrag vom 10. März 1829 auf ein konkretes Ereignis beziehen: »Ich beschäftigte mich nach Tische mit den angekommenen Leipziger Kupferstichen und Zeichnungen.«6 Goethe hatte eine Ankaufssendung von dem Kunsthändler Carl Gustav Boerner (1790–1855) aus Leipzig in Empfang genommen und sofort damit begonnen, sich die zum Verkauf angebotenen Zeichnungen anzuschauen, vermutlich ebenfalls in seinem Arbeitszimmer. In dieser Sendung befand sich unter anderem die mit dem Pinsel ausgeführte und großflächig lavierte Zeichnung Joseph erzählt seine Träume (Gen 37,5–11), die unter dem Namen »Rembrandt« angeboten wurde (Abb. 2).7 Einen Tag später erbat Goethe von Johann Heinrich Meyer (1760–1832), seinem Freund und treuen Mitstreiter aus Straßburger Zeiten, dessen Urteil über das Blatt: »Ich sende, mein Theurer, Johnen [Johann August Friedrich John, 1794–1854, Goethes Sekretär von 1814 bis 1832] ab, um Ihnen die Zeichnung, von der ich gestern sprach, vorzulegen. [...] Das Blatt ist meisterhaft und wird Ihnen anzuschauen gewiß Vergnügen machen. Abb.2 Deutsch, 18. Jahrhundert Joseph erzählt seine Träume Feder und Pinsel in verschiedenen Brauntönen, laviert, 196 × 150 mm

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