34 Ankaufsstrategien und -möglichkeiten Die Sammlungserweiterung des Mathematisch-Physikalischen Salons in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts PETER PL A SSME Y ER MATHEMAT I S CH - PH Y S I K A L I S CHER S A LON , DRE SDEN Der Mathematisch-Physikalische Salon (MPS) ist eines von 15 Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Er wurde 1728 als eine höfische Sammlung gegründet und lässt sich unmittelbar auf die etwa 1560 gegründete Kunstkammer der sächsischen Kurfürsten im Dresdner Residenzschloss zurückführen. Seit 1728 ist er im Dresdner Zwinger beheimatet. Bis in das 19. Jahrhundert hinein wurde vor allem zeitgenössisch gesammelt und der ältere Bestand verwaltet. Sammeln bedeutete bis dahin: kaufen, in Auftrag geben, als Geschenk entgegennehmen. Aktives und passives Sammeln halten sich mehr oder weniger die Waage. Erst im 19. Jahrhundert begann der Ausbau der Sammlung nachmusealen Erwägungen, was auch historische Objekte begehrlich werden ließ. Die Auflösung der Restbestände der einstigen Kunstkammer in den 1830er Jahren bildete gewissermaßen den Auftakt. Dabei gelangten vor allem Uhren und Figurenautomaten in den MPS. Andere Exponate wurden dem Grünen Gewölbe übertragen oder sogar verkauft. Eine Strategie ist hinter der Aufteilung nicht zu erkennen. Erstmals gelangten aber (historische) Räderuhren in den Bestand des Salons. Bis dahin befanden hier sich nur Sonnenuhren und mechanische Uhren, die für die Himmelsbeobachtung im Observatorium des MPS erworben bzw. gebaut worden waren. Bei der Transformation in eine museale Sammlung im ausgehenden 19. und 20. Jahrhundert stand vor allem der Aufbau einer Uhrensammlung im Vordergrund, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Globensammlung ein weiterer Schwerpunkt. Für die weitere Genese der Uhrensammlung war vor allemdie Erwerbungspolitik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wegweisend. In quantitativer Hinsicht wirkten sich diese Ankäufe allerdings in ungleich geringeremMaße aus, als man vielleicht erwarten würde. Schwerpunkte bildeten die Kontakte zu privaten Besitzern und Sammlern, die Entstehung eines professionellen Handels mit historischen wissenschaftlichen Instrumenten und Uhren und die Enteignung von Gegenständen vor politischemHintergrund. Die damals erfolgten Zugänge lassen sich anhand der imMPS aufbewahrten Zugangsbücher, Inventare, Erwerbungskorrespondenzen sowie weiterer erhaltener Aktenbestände des Salons rekonstruieren. Aus den Akten und der Erwerbungskorrespondenz lassen sich zudem auch abgelehnte Angebote ermitteln.
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