Leseprobe

37 Ankaufsstrategien und -möglichkeiten | Peter Plaßmeyer 1925 erfolgte über den Kunsthandel Alexander Ericsson in Dresden einer der spektakulärsten Ankäufe, als das »Blaue Seechronometer« von Thomas Mudge (Abb. 3), eine Wegmarke aus der Entstehungsgeschichte des Seechronometerbaus, erworben werden konnte. Ericsson (?–?) war ein schwedischer Uhrmacher, der in St. Petersburg einen Handel betrieb und sich in den 1920er Jahren in Dresden niederließ. Ebenfalls wiederholt taucht ab 1935 Karl Franz Heym, Kaulbachstraße 30, Dresden als Verkäufer auf. Eine zentrale Gestalt beim Ausbau der Sammlung des MPS war der Restaurator Max Engelmann (1874–1928). Er publizierte in großem Umfang die Bestände und war bestens vernetzt. Gemeinsammit demHändler und Sammler Carl Marfels (1854–1929) und demKunsthistoriker Ernst von Bassermann-Jordan (1876–1932), der 1905 eine umfangreiche Abhandlung zur Geschichte der Räderuhr veröffentlicht hatte (Abb. 4), schuf Engelmann in Deutschland ein Interesse und einen Markt für historische Uhren. Dabei trafen sie sich wiederholt in Dresden, wo Marfels auch seine privaten Sammlungen präsentierte. Es ist anzunehmen, dass Engelmann durch Robert Pleissner auf die Bedeutung historischer Uhren aufmerksam gemacht wurde. Pleissner hielt sich von 1868 bis 1871 in Paris auf, wo er mit höchster Wahrscheinlichkeit auf die Uhren in den Sammlungen des Prinzen Petr Soltikoff (1804–1889) und des Kunsthändlers Frédéric Sámuel Spitzer (1815–1890) aufmerksamwurde. So ließe sich jedenfalls erklären, wieso er eine Uhr aus der Sammlung Soltikoff nachbaute. Engelmann pflegte auch Kontakt zumAmsterdamer Händler und Sammler Anton Mensing (1866–1936). Mensing besaß privat eine bedeutende Sammlung von wissenschaftlichen Instrumenten. Sie bildeten später den 3 Das »Blaue Seechronometer« von Thomas Mudge, Plymouth 1777 (Mathematisch-Physikalischer Salon Inv. Nr. D IV b Nr. 11). Foto: Mathematisch-Physikalischer Salon, Jürgen Karpinski.

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