38 Kunsthandel mit technischen Instrumenten Grundstock der historischen Sammlung des Adler-Planetariums in Chicago. Über Mensing gelangten auch Fotografien der Sammlungen des MPS nach Chicago, die dort den Aufbau der Sammlung nachhaltig prägten. Mensing verkaufte aber nicht jedemKäufer das erhoffte Original, sondern lieferte wiederholt Kopien ab, weil er sich von den Originalen nicht trennen wollte. Der Handel mit Uhren ist immer wieder mit der Frage nach Original und Fälschung verbunden. Das Thema »Fälschung« kann in diesemZusammenhang an dieser Stelle nicht diskutiert werden. Ein anderes Thema ist die Frage nach dem Ankauf widerrechtlich enteigneter Objekte. Für die bis 1945 erworbenen Exponate konnte die Provenienzforschung im MPS keines ausfindig machen. Bei den Angeboten gibt es allerdings einen Fall, bei dem davon ausgegangen werden darf. Auf Vermittlung von Paul Pleissner wurde die Uhrensammlung des jüdischen Arztes Dr. Rosenthal zum Verkauf angeboten. Alfred Beck (1896–1976, 1928 bis 1946 Restaurator am MPS, von 1942 bis 1945 mit dessen Leitung betraut) begutachtete 1938 die Uhrensammlung für das Landesfinanzamt, nachdem sie dem Eigentümer auf Grundlage der sogenannten »Reichsfluchtsteuer« von den Nationalsozialisten entzogen worden war. 1939 kontaktierte Beck die Gestapo, um die Sammlung für den MPS zu übernehmen. Eine Aneignung kam nicht zustande. Um in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts widerrechtlich enteigneten Kunstbesitz in den Museumsbeständen zu ermitteln, scheint es unerlässlich, auch die Zugänge in den Jahren nach demZweiten Weltkrieg daraufhin zu überprüfen. Hier gibt es Zugänge, die keine klare Provenienz haben. Das trifft auch auf Uhren zu, die in den 1950er Jahren aus demBesitz der Witwe von Paul Pleissner erworben wurden. ImRahmen der digitalen Erfassung des Sammlungsbestandes des MPS in den Jahren von 2007 bis 2009 wurden die Provenienzen überprüft. 4 Ernst Bassermann-Jordans Abhandlung zur Geschichte der Räderuhr, Frankfurt 1905, Titelseite.
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