Leseprobe

103 Optisch-technische Instrumente auf Versteigerungen des Übersiedlungsgutes jüdischer Emigrant*innen in Hamburg | Kathrin Kleibl gehörigen Gegenstände unwiderruflich auseinandergerissen waren; erworben von NS-staatlichen Institutionen, Museen, Händlern und Privatpersonen waren sie somit in unterschiedliche (geografische, soziale, kulturelle, öffentliche, private) Räume und Kontexte umverteilt. Die Erlöse der Versteigerungen flossen – nach Abzug ausnahmslos aller durch die Lagerung, den Transport und die Versteigerung des Umzugsguts entstandenen Kosten – zunächst auf ein Konto der Hamburger Gestapo bei der Deutschen Bank, umdann (teils Monate bis Jahre später) an die für die jeweiligen Heimatorte der Emigrant*innen zuständigen Oberfinanzdirektionen oder deren Finanzämter weiter transferiert zu werden.9 Versteigerte optisch-technische Instrumente in Hamburg In den bisher recherchierten Einzelfällen im Rahmen des »LIFTProv«-Forschungsprojektes zu beschlagnahmten und versteigerten Übersiedlungsgüter jüdischer Emigrant*innen in Hamburg nach 1939 fanden sich vielfach optisch-technische Geräte wie Fotoapparate, Fern- und Operngläser sowie Mikroskope. Ferner sind auchmedizinischoptische Instrumente angeboten worden, die zu ärztlichen Praxisausstattungen oder Laboratorien gehörten. Exemplarisch für die um die 3 000 bis 4 000 in Hamburg stattgefundenen Versteigerungen wird im Folgenden die Verauktionierung des Hab und Gutes von Leo Bernstein aus Berlin stehen. An diesem Fall sind die ausbeuterischen Mechanismen der 9 Eine Ausnahme bildeten Versteigerungen von konnossementverbrieften Übersiedlungsgütern, deren Erlöse von gerichtlich bestellten Treuhändern auf extra eingerichtete Pflegschaftskonten hinterlegt wurden. 1 Ausschnitt aus Lagerbuch D der Gerichtsvollzieherei Hamburg, in: StAHH 214-1_100.

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