105 Optisch-technische Instrumente auf Versteigerungen des Übersiedlungsgutes jüdischer Emigrant*innen in Hamburg | Kathrin Kleibl 2 Versteigerungsauftrag, in: StAHH 214-1_151 Bernstein, Leo. Beraubung der jüdischen Emigrant*innen durch das NS-Regime und zahlreicher Beteiligter (u. a. Speditionen, Handwerker, Zeitungen, Taxatoren, Käufer) besonders erdrückend sichtbar. Ferner kann aufgezeigt werden, dass spezialisierte Händler – in diesem Fall Fotohändler und Fotografen – unmittelbar von den Versteigerungen profitiert haben; sie waren nicht nur Schätzer des Umzugsguts, sondern gleichzeitig auch Käufer. Versteigerung des Übersiedlungsgutes Leo Bernsteins, Berlin Im Januar 1991 entdeckte man im sogenannten Lager- und Versteigerungshaus des Amtsgerichts Hamburg Dokumente zu Vorgängen des Gerichtsvollzieheramts sowie Versteigerungsunterlagen aus den Jahren 1941 bis 1945. Das Konvolut befindet sich heute im Staatsarchiv Hamburg unter dem Bestand »214-1 Gerichtsvollzieherwesen«. Die Akten beziehen sich u. a. auf das beschlagnahmte Übersiedlungsgut jüdischer Emigrant*innen. Wichtige Quellen sind dabei die Lagerbücher (A und B fehlen, C und D erhalten) samt Indexen und zahlreichen Einzelfallakten, in denen Versteigerungen in allen Einzelheiten dokumentiert sind. Im Index des Lagerbuchs D aus dem Jahr 1941 ist unter demBuchstaben B unter Registernummer 7 der Name »Bernstein, Leo Israel, Berlin« eingetragen.10 Aus dem Lagerbuch D ergeben sich dann unter der laufenden Nummer 7 weitere Details (Abb. 1):11 eingestempelt ist das Datum des Eingangs mit dem »7. Mai 1941«. Unter der »Bezeichnung der Angelegenheit und des Auftrags« ist handschriftlich notiert: » Tgb. [Tagebuchnummer] II B 2 – 1809/41 12 VA. S 341 Leo Israel Bernstein Bln. [Berlin], Potsdamerstr. 35 « In der nächsten Spalte ist verzeichnet, dass am »7. 5. 41 eingel[iefert]« und »am 12. 5. 41 versteig[ert]« wurde. Als »Brutto Erlös« sind »[R]M 4 950,10 + 800« vermerkt. Ausführender Gerichtsvollzieher war in diesem Fall Heinrich Johannes Amandus Bobsien.13 Die folgenden drei Spalten fanden eine andere Verwendung, als ursprünglich durch das gedruckte Buch vorgesehen (Abb. 1); dort steht notiert: 10 StAHH 214-1_101 Index Lagerbuch D. 11 StAHH 214-1_100 Lagerbuch D. 12 Die Tagebuchnummer lässt sich wie folgt entschlüsseln: II B 2 bezeichnet das Judenreferat der Hamburger Gestapo. 1809 ist die laufende Nummer des Vorgangs. 41 bezeichnet das Jahr, hier 1941, in dem der Vorgang angelegt wurde. 13 StAHH 241-2_B 203 (Personalakte Bobsien, Heinrich Johannes Amandus, 1915–1968). StAHH 314-15_31 UA 1 Gerichtsvollzieher Bobsien, 1942 (Unterakte zu: Abrechnungen von Gerichtsvollziehern über Erlöse aus Versteigerungen von Hausrat deportierter Juden und von Umzugsgut jüdischer Emigranten, 1941–1948); siehe auch: Martin, Bernd: Die Versteigerungen des Eigentums deportierter Hamburger Juden durch die Gerichtsvollzieherei Hamburg zwischen 1941 und 1945, Magisterarbeit Universität Hamburg 2000, S. 80ff.
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1