88 Exotische Waren wie Seide, Porzellan und Lackarbeiten, aber auch Tee, Zitrusfrüchte oder Rohrzucker zählten zu verbreiteten Statussymbolen und dienten der repräsentativen Hofhaltung des Adels. Auf der festlich eingedeckten Tafel kamen gleich mehrere wertvolle Materialien und Luxusgüter zusammen. Während für den Hauptgang vor allemSilberteller genutzt wurden, präferierteman ab Mitte des 18. Jahrhunderts für den Dessertgang das hochgebrannte Porzellan.1 Dank der Materialechtheit, der Säurebeständigkeit sowie der im Vergleich zu Silberware relativ unkomplizierten Reinigung eignete sich Porzellan besonders für süße Speisen wie Eissorbet oder Pudding. Zur Präsentation von exotischen Früchten verwendeteman bevorzugt durchbrochene Porzellanschalen, welche die leuchtenden Farben und dekorativen Formen besonders zur Geltung brachten. Exotische Früchte und der Einsatz von Zucker waren nicht ausschließlich ein Privileg des Adels, sondern lassen sich ebenso in bürgerlichen Häusern nachweisen. Ein Rezept für Zitronenbrot aus Eiweiß, Zucker und abgeriebenen Zitronenschalen ist beispielsweise aus dem Rezeptbuch von Goethes Großmutter Anna Margaretha Justina Textor, geb. Lindheimer (1711 –1783) überliefert.2 Die begehrten Zitrusfrüchte wurden auch in bürgerlichen Gärten des 18. Jahrhunderts kultiviert und lassen sich vereinzelt bereits seit dem 17. Jahrhundert belegen.3 Steckbrief: eine Punschterrine und eine Deckelschüssel mit Zitronenknauf Zitrusfrüchte als Luxusartikel im 18. Jahrhundert Christina Kallieris 1 Susanne Bäumler, Diner in der Residenz um 1765, in: Die anständige Lust. Von Esskultur und Tafelsitten (Ausst.-Kat. München 1993/94), hg. von Ulrike Zischka, Hans Ottomeyer und Susanne Bäumler, München 1994, S. 162–165, hier S. 163. 2 Das Original befindet sich im Goethe- und Schiller-Archiv der Klassik Stiftung Weimar, Signatur 37/1,8. Siehe auch: Süße Leckereien. Eine kleine Auswahl historischer Originalrezepte aus dem 18. Jahrhundert, hg. von Stiftung Schloss und Park Benrath, Düsseldorf 2002, S. 5, 62. 3 An dieser Stelle sei vor allem auf den Garten der Nürnberger Familie Volkamer hingewiesen. Drei Generationen legten zwischen
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