Leseprobe

91 Literatur Susanne Bäumler, Diner in der Residenz um 1765, in: Die anständige Lust. Von Esskultur und Tafelsitten (Ausst.- Kat. München 1993/94), hg. von Ulrike Zischka, Hans Ottomeyer und Susanne Bäumler, München 1994, S. 162–165 Silvia Glaser, Die Zitrusfrucht in der Tafelkultur »mit Carviol, Artischoken, Spargel, Citronen, und dergleichen aufs beste ausgezieret«, in: Die Frucht der Verheißung: Zitrusfrüchte in der Kunst und Kultur (Ausst.-Kat. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg), Nürnberg 2011, S. 353 –371 Süße Leckereien. Eine kleine Auswahl historischer Originalrezepte aus dem 18. Jahrhundert, hg. von Stiftung Schloss und Park Benrath, Düsseldorf 2002 Johann Christoph Volkamer, »Nürnbergische Hesperides, Oder Gründliche Beschreibung Der Edlen Citronat- Citronen- und Pomeranzen-Früchte: Wie solche in selbiger und benachbarten Gegend/ recht mögen eingesetzt/ gewartet/ erhalten und fortgebracht werden/ Samt Einer ausführlichen Erzehlung der meisten Sorten/ welche theils zu Nürnberg würcklich gewachsen/ theils von verschiedenen fremden Orten dahin gebracht worden, auf das accurateste in Kupffer gestochen/ in Vier Theile eingetheilet und mit nützlichen Anmerckungen erkläret«, Nürnberg 1708 (Scan Universitätsbibliothek Heidelberg, URL: https://doi.org/10.11588/diglit.53471 [Zugriff: 25.5.2022] Bildnachweis Abb. 1 –3 © Hetjens – Deutsches Keramikmuseum Düsseldorf, Foto: Horst Kolberg, Neuss Die kleinere Deckelschüssel mag als Behältnis für Zitronenkonfekt gedient haben (Abb. 3). Sie ist in der Porzellan-Manufaktur Meissen entstanden, geht in ihrer Glasur und demGolddekor aber auf eine französische Technik zurück. Die Porzellan-Manufaktur Sèvres entwickelte 1752 eine dunkelblaue Fondglasur, die fortan zu einemder FarbtönemitWiedererkennungswert avancierte und von anderen Manufakturen in den folgenden Jahrzehnten kopiert wurde. Als bleu lapis (Lapisblau) verwies der Blauton auf das aus dem Edelstein Lapislazuli gewonnene Farbmineral. Nur wenige Jahre nach Einführung wurde dem blauen Grund 1755 ein Golddekor hinzugefügt, der den Namen cailloute d’or (Kieselsteine aus Gold) trug und seine besondere Strahlkraft bei Kerzenschein erzielte.5 Die Deckelschüssel aus der Porzellan-Manufaktur Meissen kopiert eben diese Kombination des dunkelblauen (Mal-)Grunds mit der zarten, in Gold ausgeführten ovalenMusterung. Wie sehr die barocke und spätbarocke Kunst auch Parvenüs späterer Generationen als Statussymbol diente, zeigt die konkrete Provenienz der Deckelschüssel. Sie stammt aus der Sammlung der Schauspielerin Katharina Schratt (1853–1940), die durch ihre Heirat mit demungarischen Baron Kiss de Ittebe sozial aufgestiegenwar. Die spätere Geliebte Kaiser Franz Josefs war sehr porzellanaffin und trug eine stattliche Sammlung barocker und spätbarocker Porzellane zusammen, die ihren exklusiven Lebensstil unterstreichen sollte.

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