234 234 Am 30. April gab der deutsche Rundfunk zu einem düsteren Klagelied von Wagner bekannt, der Führer und Oberbefehlshaber der Deutschen Wehrmacht sei den Heldentod gestorben, »während er dabei war, seine Truppen gegen die barbarischen Feinde anzuführen«.1 Die Meldung fügte hinzu, dass Admiral Dönitz zum Nachfolger Hitlers ernannt worden war und der Kampf weiterginge. Erst einen Tag später wurde bekannt, dass der Führer in Wahrheit Selbstmord begangen hatte. Am nächsten Tag konnte man das Rumpeln von Panzern hören, was einige Bürger von Hellerau dazu veranlasste, zu glauben, die Sowjets seien da. Die Panik wuchs deutlich, als sich herumsprach, dass die Panzer zu einem kleinen, kampfmüden Abkommando einer SS-Panzerdivision gehörten. Vier Tiger- Panzer waren neben einem Abschnitt der Moritzburger Autobahn eingegraben, direkt neben einer Ansammlung attraktiver und gut gepflegter Einfamilienhäuser. Bald wurde klar, dass die SS ihre Panzer dort nicht für ein Picknick geparkt hatte, sondern um zu schießen, falls es der Feind wagen sollte, sich Dresden oder dem, was davon noch übrig war, zu nähern und dass dabei dann auch Hellerau in Stücke zerlegt werden würde. In der Zwischenzeit übertrug die BBC die Nachricht, dass sich alle deutschen Truppen in Italien ergeben hätten. Vier Tage lang war die Lage sehr angespannt, dann nahm die SS zu jedermanns Erleichterung mitten in der Nacht ihre Panzer und zog ab. Ein weiterer – friedlicherer – Akt des Verschwindens in Hellerau fand in der früheren, einst weltberühmten Jacques-DalcrozeTanzschule statt, die später in eine Art Sozialwissenschaftliches Institut umgewandelt wurde. In den letzten Monaten des Krieges Die letzten Tage A
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