14 der Kunsthütte gemeinsam in Kästen, wie sie jedes Kupferstichkabinett besitzt, aufbewahrt. Die Passepartouts tragen natürlich den Eigentumsstempel [...] Die Kästen werden in einem Schrank,der auf der Nordgalerie aufgestellt ist, aufbewahrt. Hier kann auch auf schrägen Schaupulten (Fensterseite) eine wechselnde Ausstellung stattfinden.Die Nordgalerie bietet an der Fensterseite vielleicht auch Raum, zwei Tische mit doppelter Sitzgelegenheit aufstellen zu lassen. Hier können die Mappen auf besonderen Wunsch (ein Kontrollzettel ist auszufüllen) vom Diener verabreicht werden. Der Raum hat gutes Licht, ist sehr ruhig gelegen, wäre zur Not auch am Abend durch die Seitentreppe zugänglich zu machen. Natürlich bedeutet dieser Zustand ein Provisorium. Sobald einmal neue Sammlungsräume durch Verlegung der Vorbildersammlung gewonnen sein werden, würde der bisherige Lesesaal ein besonders geeigneter Raum für die Graphik sein.«10 Mit Rücksicht auf die Finanzlage wurde der Antrag Schreibers von Seiten der Stadt abgelehnt.11 Der Antragsteller behielt jedoch in den nächsten Jahren sein Anliegen, das er mit weiteren Eingaben immer wieder in Erinnerung brachte, fest im Blick. Unterstützung bekam er 1919 von Ludwig Buschkiehl (1848–1939), dem Vorsitzenden der Kunsthütte,der in einem Schreiben an die Stadt ebenso eindringlich auf das Fehlen eines Kupferstichkabinetts mit Vorlagemöglichkeit von Originalgrafiken aufmerksam machte.12 Mit der Gründung der Städtischen Kunstsammlung am 1.April 1920 wurde eine offizielle Regelung für die Verwaltung des städtischen Kunstbesitzes geschaffen, der seit 1907 kontinuierlich angewachsen und bisher von der Kunsthütte verwahrt worden war.Als erster Direktor wurde Friedrich Schreiber-Weigand,der in Personalunion auch weiterhin gleichzeitig als Ausstellungsleiter für die Kunsthütte tätig war, berufen.13 In dieser Doppelfunktion hatte er nun die Möglichkeit, ein Sammlungsprofil beider Körperschaften, das aufeinander abgestimmt war, zu entwickeln. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die kommunale Sammlung neben den Gemälden und Plastiken 81 Zeichnungen und 291 Druckgrafiken.Arbeiten auf Papier hatten zu den ersten umfassenden Schenkungen des in Dresden lebenden Chemnitzer Kaufmanns Bruno Liebe (1847–1918) an die Stadt in den Jahren 1907 und 1912 gehört, 10 Ebd., S.109 f. »Nordgalerie« bezieht sich auf die Räume der Kunsthütte im zweiten Obergeschoss, »der besonders geeignete Raum« für die grafische Sammlung bezieht sich auf den Zeichensaal der Vorbildersammlung im ersten Obergeschoss. 11 Ebd., S.111. 12 »Eingabe des Vorstandes der Kunsthütte, 14.10.1919«, in: Allgemeine Angelegenheiten des König Albert Museums, 1920–1921, Stadtarchiv Chemnitz III X 33, S.24–26. 13 1920 unter der Bezeichnung »Leiter« noch nebenamtlich, seit 1923 vollberuflich und mit der Amtsbezeichnung »Direktor«. Abb. 1 Jury und Ausstellungsleitung der IV. Graphischen Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes 1912, stehend v. l. n. r.: Friedrich Schreiber, Hans Vogel, Fritz Mackensen, Theodor Brodersen, sitzend v. l. n. r.: Hans von Volkmann, Carlos Grethe, Max Klinger, Karl Bantzer
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