33 Salomon Gessner, Heinrich von Ofterdingen (1802) von Novalis, Johann Wolfgang Goethes Wahlverwandtschaften (1809), Ludwig Tiecks Phantasus (1812–1816), Aus dem Leben eines Taugenichts (1826) von Joseph von Eichendorff, Annette von Droste-Hülshoffs Der Knabe im Moor (1842), Gottfried Kellers Der grüne Heinrich (1855), Adalbert Stifters Nachsommer (1857) oder auch Wilhelm Raabes Die Leute aus dem Walde (1863). Es wundert nicht, dass bei dieser Präsenz in den Künsten die Landschaft auch ein beliebtes Motiv bei den Sammlern von Druckgrafiken und Zeichnungen gewesen ist. Die Streifzüge durch die Natur führen zunächst in ein Labyrinth von Sinneswahrnehmungen, in denen Landschaftsraum und imaginierter Bildraum, Naturtöne und Kunstlied, Dichtung und Wirklichkeit auf das Engste miteinander verwoben sind. Naturerleben und Selbsterkenntnis können aber auf längere Sicht als Prozesse des gesellschaftlichen Wandels im 19.Jahrhundert gelesen werden. Der Stellenwert ästhetischer Erfahrungen von und in der Natur ist auch ein Gradmesser für die sozialen Konflikte aufgrund der veränderten Lebensbedingungen und der Entfremdung von der Natur im technischen Zeitalter. Die wahre Natur Kehren wir zurück zu Johann Georg Wille in Paris. Seine beiden Zeichnungen aus dem Bestand der Kunstsammlungen Chemnitz gehören zu den frühen hier vorgestellten Werken (Abb.3, Kat.1). Stilgeschichtlich kann man Willes Bildmotive dem sogenannten Hollandismus zuordnen, einer Kunstrichtung, die sich den Alltagsthemen des einfachen Lebens widmete. Ein Leitgedanke war dabei, die Wahrheit der Natur darzustellen; eine Natur, die dem Menschen Widerstand gegen ihre zerstörerische Kraft abverlangte.Sie bildete das Gegenmodell zu einem Naturverständnis der idealen Landschaft, die mit dem Bildungshorizont der Betrachter die bukolische Harmonie der Antike beschwor. Willes Landschaften schildern die Erfahrungen einer wenig prosaischen Gegenwart nördlich der Alpen. Gleichwohl ist der Hollandismus ebenso theoretisch fundiert wie die nobilitierten Landschaften eines Nicolas Poussin oder eines Claude Lorrain. Seine Wirkung auf den Betrachter wird Abb. 3 Johann Georg Wille Karrenschieber im Gebirge, 1760 Rötel, braun laviert, auf Karton kaschiert, schwarze, goldene und grüne Umrandung, 24,3×34,4 cm, Kunstsammlungen Chemnitz, Inv.-Nr. Z 875 SKat.1
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