85 1 Zu letzterer vgl. Petra Kuhlmann-Hodick, Claudia Schnitzer, Bernhard von Waldkirch (Hrsg.), Adrian Zingg.Wegbereiter der Romantik, Dresden: Sandstein Verlag 2012, S.194–196. 2 Maren Grönig, Marie Luise Sternath (Bearb.), Die deutschen und Schweizer Zeichnungen des späten 18.Jahrhunderts. Beschreibender Katalog der Handzeichnungen in der Graphischen Sammlung Albertina, Wien, Köln, Weimar: Scholl 1997, S.289, Nr.985, S.293, Nr.1009; Sabine Weisheit-Possél, »Adrian Zingg und seine Werkstatt. Die ›Marke Zingg‹ als Qualitätsmerkmal«, in: Wissenschaft, Sentiment und Geschäftssinn. Landschaft um 1800, hrsg. v. Roger Fayet, Regula Krähenbühl, Bernhard von Waldkirch, Zürich: Scheidegger & Spiess 2017, S.204–221, 236–239. →13 | 14 | 15 Die Darstellungen eines Waldbachs, eines Flusstals mit Brücke und Burg und der Augustusburg bei Chemnitz kamen unter Adrian Zinggs Namen in die Sammlung, sind aber als Produkte seiner Schule anzusehen. Das schmälert keinesfalls ihren künstlerischen Wert und ihre Eigenart, da Zingg bei der Ausbildung seiner Schüler sowie von seinen Mitarbeitern eine hohe zeichnerische Qualität verlangte. Zwar sind in den beiden weiträumigen Landschaften die Kompositionen des Bildraums mit der Blickführung durch Wege, Brücken und Pfade, die Staffage und das jeweilige Kolorit unverkennbare, aber eben auch erlernbare Bestandteile von Ansichten aus seiner Werkstatt. Um seinen Mitarbeiter diesen Stil zu vermitteln, ließ er Naturstudien zeichnen und kopieren und gab von 1802 bis 1811 radierte Zeichenschulen wie Erste Anfangsgründe der Landschafts-Zeichenkunst und -Malerey, Gründliche Zeichenschule für Landschafter oder Studienblätter für Landschaftszeichner heraus.1 Vor allem aber zeichneten Zingg und auch seine Schüler und Nachfolger wie Carl August Richter oder Johann Philipp Veith, die selbst wiederum zahlreiche Schüler ausbildeten, eigene Vorlagenblätter für den Unterricht. Die Nadelbäume in der lavierte Federzeichnung Waldbach gehen auf solche vorbildlichen Arbeiten zurück und vermittelt einen Eindruck davon, wie erst zahllose Übungen zu jenem zügigen, systematischen und dennoch lebendigen Lineament führten, für das Zinggs Zeichenmanier bis heute gerühmt wird. In dieser flächendeckenden Dichte lassen sich dann doch Unterschiede beobachten: So scheint die Wiedergabe der Zweige in der Waldbach- Zeichnung jenen des Baumes rechts im Flusstal mit Brücke und Burg stärker zu ähneln als den eher runden Konturen in der Landschaft mit der Augustusburg. Daraus Zuschreibungen an konkrete Zeichenschüler abzuleiten wäre jedoch voreilig; vielmehr sind diese Blätter jeweils als geringfügige Variationen, als Umsetzung eines Ideals innerhalb der Zingg-Schule zu verstehen. Zingg selbst stellte das Renaissanceschloss an der Zschopau im Erzgebirge mehrfach dar, unterschiedliche Ansichten befinden sich unter anderem in der Graphischen Sammlung Albertina Wien und dem Dresdener Kupferstich-Kabinett, darunter Pinselzeichnungen und lavierte Umrissradierungen.2 Der Zeichner der Chemnitzer Augustusburg-Pinselzeichnung in Sepiabraun nutzt zwar für die Wiedergabe von Laub, Büschen, Baumkronen und Wasser ein anderes Lineament, greift mit dem Blatt aber dennoch die Kompositionsweise und den Duktus der Zingg-Werkstatt auf. AFS
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