109 In den 1950er Jahren erlangte der spanische Künstler Antoni Tàpies internationale Würdigung, die mit einer Auszeichnung auf der Biennale in Venedig 1959 gipfelte. In gut zehn Jahren hatte Tàpies unterschiedlichste künstlerische Techniken für sich entdeckt und neue Typologien entwickelt. Darin gehörte er, vergleichbar mit Eduardo Chillida, zu den Meistern seines Faches und nach den Fixsternen Picasso, Miró und Dalí zur nächsten Generation spanischer Künstler, die Kunstgeschichte schrieben. Beide, der katalanische Maler Tàpies und der baskische Bildhauer Chillida, wurden zunächst im Kontext des Informel rezipiert. In der Nachkriegszeit repräsentierten sie zudem zwei wichtige nach Autonomie strebende Regionen, deren Traditionen und Sprache nach dem Bürgerkrieg durch die Diktatur Francos massiv unterdrückt wurde. Ab 1947 widmete sich Antoni Tàpies der Grafik. Nicht selten wurde er für druckgrafische Projekte eingeladen und konnte daher mit unterschiedlichsten Herausgebern und bewährten Druckern zusammenarbeiten. Die Experimentierfreude des Künstlers, der Einbezug unterschiedlicher Materialien und insbesondere die Schaffung von fast plastischen Materialflächen bedeuteten dabei eine besondere Herausforderung. Es gibt in dem umfassenden Werk des Künstlers kaum eine Drucktechnik, die nicht erprobt wurde: Es finden sich Gravur, Lithografie, Ätzung, Aquatinta, CarborundumRadierung,Weichfirnis, Beflockung, Collage und die Trockenprägung, die bei westlichen Künstlern noch nicht üblich war.1 Dabei kombinierte er meist verschiedene Techniken, veränderte die traditionellen Herangehensweisen, um einen neuen gestalterischen Gesamteindruck zu erreichen. Nur wenige Sammlungen dürften so umfangreiche Bestände des grafischen Werkes besitzen wie nun die Kunstsammlungen Chemnitz. Das Sammlerehepaar Thomas hat annähernd die Hälfte des gesamten druckgrafischen Werkes, wie es in den fünf Bänden des Werkverzeichnisses dokumentiert ist,2 mit 820 Blättern kontinuierlich3 zusammengetragen. Allein die von dem Künstler und seiner Frau Teresa 1990 eröffnete Stiftung in der Carrer d’Aragó in Barcelona enthält von jedem grafischen Werk mindestens ein Exemplar.
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