Leseprobe

»Exotik« statt Authentizität Schon 1789, einige Jahre nach Fertigstellung des Pavillons, äußerten sich Zeitgenossen kritisch über den Bau. Manger bedauerte, dass Büring die Bücher von William Chambers, welcher bei mehreren Aufenthalten in China die Architektur und Gartenkunst des Landes studierte, nicht zur Verfügung hatte.8 Mit dem 1757 erschienenen Buch Chinese Designs, Buildings, Furniture, Dresses and Utensils kam ein Wunsch nach Authentizität auf.9 In späteren chinoisen Bauten im Park ist dieser Einfluss nachweisbar: Die Chinesische Brücke, welche im Park Sanssouci geplant, aber nie ausgeführt wurde, beruht auf Zeichnungen, die bei Chambers selbst bestellt wurden.10 1770 entstand das Drachenhaus, dessen Entwurf Büring zugeschrieben wird und das Carl von Gontard ausführte. Dieser Bau bezieht sich eindeutig auf die Entwürfe Chambers’.11 Halfpennys Werk Rural Architecture in the Chinese Taste hingegen, das vermutlich als Inspiration für den Pavillon diente, lieferte mit geschwungenem Dachgesims, Drachen und Glöckchen wenig Authentisches, dafür aber alle Elemente der chinoisen Architektur in Deutschland.12 Abb. 4 Detail des Deckengemäldes im Chinesischen Haus

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