62 – 63 Otto Friedrich von der Groeben Das Bildnis zeigt Otto Friedrich Graf von der Groeben, der als Gründer der im heutigen Ghana gelegenen Festung Großfriedrichsburg Bekanntheit erlangte. Das im Format des Bruststücks ausgeführte Porträt gibt ihn in Rüstung und mit dem kurbrandenburgischen Orden de la Générosité wieder. Von der Groeben war 1681 in die Dienste des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg getreten, der ihm im Mai 1682 die Leitung einer brandenburgischen Afrika-Expedition übertrug.1 Ziel war es, Brandenburg neben England, den Niederlanden und Spanien als Handelsmacht im Überseehandel zu etablieren. Hierfür sollten Handelsstützpunkte in Afrika errichtet werden. Er startete mit zwei Schiffen Richtung Afrika und ließ am 1. Januar 1683 die kurbrandenburgische Flagge auf afrikanischem Boden hissen. Bald darauf begann man an der westafrikanischen Küste mit dem Bau der Festung Großfriedrichsburg. Die Brandenburgisch-Afrikanische Compagnie beteiligte sich seit 1682 am Handel mit Gold, Elfenbein und Gummi, aber auch dem Handel mit Menschen.2 In Erwartung großer Gewinne verschiffte Brandenburg-Preußen in den folgenden Jahrzehnten insgesamt zwischen 10000 bis zu 30000 versklavte Afrikaner:innen.3 Verschiedene Elemente im Bildnis verweisen auf von der Groebens Tätigkeit für den Kurfürsten: So hält er den Grundriss der Festung Großfriedrichsburg in seiner Rechten, den er einem afrikanischen Mann überreicht. Die Inschrift auf dem Grundriss verweist auf die Beschlagnahmung des afrikanischen Territoriums im Namen des Kurfürsten am 1. Januar 1683 und die Gründung der Festung. Ein noch im Januar geschlossener Vertrag zwischen Brandenburg und den afrikanischen Einwohner:innen besagte unter anderem, dass das Fort ihnen Schutz zur Abwehr von Angriffen anderer Handelsnationen oder anderer afrikanischer Ethnien bieten sollte.4 Im Gegenzug sicherten sie Kurbrandenburg das exklusive Handelsrecht zu. So ist auch die im Bild gezeigte Handlung zu verstehen: Von der Groeben überreicht den Grundriss der Festung als Sinnbild für den angeblichen Schutz, den Brandenburg den Afrikaner:innen mit der Errichtung der Festung zusicherte. Der afrikanische Mann im Bild trägt im Gegensatz zu von der Groeben keine Porträtzüge und ist nicht als Individuum zu erkennen. Im Bild steht er stellvertretend für die Bevölkerung des afrikanischen Gebiets, auf dem Brandenburg seinen Handelsstützpunkt errichtete. | ALEX ANDRA NINA BAUER
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