Leseprobe

Der venezianische Maler Andrea Celesti gestaltete in seinem monumentalen Gemälde den Triumph des Feldherrn Tamerlan über den Sultan Bayazet. Historischer Hintergrund ist die Schlacht bei Ankara 1402, bei der die Armee des turko-mongolischen Emirs Tamerlan (Timur Lenk oder Timur-i Lang) die Truppen des osmanischen Sultans »Bayezit I.« besiegte. Dabei wurde der Sultan gefangen; er verstarb in Gefangenschaft. Diese Niederlage des Osmanischen Reiches gilt als eine der schwersten seiner Geschichte. Im 17. und frühen 18. Jahrhundert bot das Ereignis Stoff für eine Reihe von Theaterstücken und Opern. Fantasievoll ausgeschmückt, verbreitete sich die Geschichte etwa durch das musikalische Drama von Giulio Cesare Corradi Il gran Tamerlano (Der große Tamerlan), das 1689 in Venedig aufgeführt wurde.1 Verschiedene Motive des Stücks finden sich auf Celestis Gemälde wieder. Er griff Corradis Beschreibung des Triumphzugs vor dem siegreichen Feldherrn Tamerlan mit Thron auf; ebenso den »belustigenden Anblick«, den Bayazet in dem eisernen Käfig bot, den der Sultan eigentlich für Tamerlan vorgesehen hatte.2 Wütend droht Bayazet dem Emir, weil der ihn zusätzlich erniedrigt, indem er sich von dessen halb entblößter Ehefrau Zelida bedienen lässt.3 Hinter Zelida ist mit Turban und einem spitzen Aufsatz wohl Emireno, Tamerlans Sohn, dargestellt. Emireno greift nach Triumph des Feldherrn Tamerlan Abb. 1 Andrea Celesti Der gefangene Sultan Bayazet vor Tamerlan um 1700, Öl auf Leinwand, 369×800 cm SPSG, GK I 5033, Potsdam, Neues Palais

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