Leseprobe

In seinem Gemälde, das in einer Zeit entstand, in der das Osmanische Reich als Bedrohung galt, brachte Andrea Celesti orientalisierende Vorstellungen von historischen Figuren und ihrer Bekleidung zum Ausdruck: Im Triumphzug des siegreichen turko-mongolischen Heerführers Tamerlan laufen Krieger, Janitschare mit Keçe auf ihren Köpfen, Krieger in Ausbildung (Acemi Oğlan) mit spitzen Hüten, Schwarze Musiker sowie versklavte und gefangene Krieger des besiegten osmanischen Sultans Bayazet mit Turbanen als Kopfbedeckung.6 Hervorgehoben werden im Gemälde die halbnackte weibliche Figur, die Ehefrau des Gefangenen, sowie die unwürdige und degradierende Darstellung Bayazets im Käfig.7 Das Herrscherbild, das von Tamerlan und Bayazet gezeichnet wurde, sollte für das europäische Publikum als Negativbild eines »orientalischen« Herrschers fungieren.8 So verstand es auch Friedrich II., der Tamerlan »als passionsgetriebenen Herrscher eines barbarischen und gewalttätigen Volkes« und Bayazet als »einen unbeherrschten Gefangenen« beschrieb.9 Der Brutalität des »orientalischen« Herrschers stand die vermeintliche Neutralität und Ausgewogenheit der antiken und – in dessen Nachfolge – der europäischen Rechtsordnung gegenüber. Negative Herrscherbilder des »Orients« Detail aus Abb. 1 Tamerlan und Zelida

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