Leseprobe

4 – 5  Unsere Stiftung nimmt die Herausforderung an und will als kulturelle Organisation eine produktive Rolle in dieser aktuellen gesellschaftlichen Debatte spielen. Beginnt erst einmal das Suchen und das Fragen, dann sind die Spuren des Kolonialismus am preußischen Hof und in den von uns betreuten ehemaligen kurfürstlichen und königlichen Schlössern unübersehbar. Diese festzustellen, Zugang zu den Sammlungen zu schaffen und die Besuchenden zu informieren, ist der Anfang. Ein erstes Ziel ist 2023 mit der Ausstellung Schlösser. Preußen. Kolonial. erreicht, in der wir den Stand unserer Fragen und unseres Wissens zur Diskussion stellen. Und schon diesen ersten Schritt wollten wir nicht allein gehen, denn der weiße Blick hat lange zu Blindheit gegenüber dem Thema geführt. Er muss heute unbedingt durch einen kritischen Austausch mit denjenigen, die bisher nicht zu Wort kamen, und ebenso mit einem geschärften Blick von außen ergänzt werden. Wir möchten dabei behutsam vorgehen, um keine Fehler zu wiederholen. Vieles bleibt zu erforschen und zu verstehen. Und vieles bleibt auszuhandeln: Die unterschiedlichsten Einschätzungen und Erfahrungen treffen hier aufeinander. Wie das ganze Land hat auch die Stiftung noch den Großteil des Weges vor sich. Wir wissen noch zu wenig, vor allem aber müssen wir als Einrichtung Konsequenzen ziehen. Unsere Aktivitäten in Bildung und Teilhabe müssen den Themen Kolonialismus und Rassismus eine größere Bedeutung geben – und die Organisation selbst muss sich kritisch mit ihren eigenen Strukturen und Denkweisen auseinandersetzen. Das erfordert Anstrengung – doch das Ziel einer gerechteren Gesellschaft und einer faireren Darstellung der Geschichte ist es wert. Diese Publikation lädt Sie dazu ein, sich gemeinsam auf den Weg zu begeben: zu vernachlässigten und verschwiegenen Kapiteln der preußischen Geschichte, zu bisher unbekannten Biografien und zu der Kunst und ihren Botschaften im Dienst der Herrschaft. Dabei werden Sie die preußischen Schlösser und Gärten neu kennenlernen. Herzlich willkommen! | CHRISTOPH MART IN VOGTHERR

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