Leseprobe

44 laufend, sind konsumierbar und käuflich. Kulturtheoretisch gesehen, ist Mode ein zuverlässiger Indikator für gesellschaftliche Strömungen und Tendenzen. Zudem gibt es auch nicht nur die eine, scheinbar universelle Mode der Laufstege in Paris und Mailand, sondern Alltags- und subkulturelle Moden beziehungsweise Antimoden und individuelle Stile.11 Auch wenn sich diese in Opposition zum jeweiligen Fashion-Mainstream verstehen, entkommen sie der Mode nicht und bleiben eine ihrer Kategorien. Mode ist das Volatile, Veränderliche, Sprunghafte, all das, was sich so nah an die Person anschmiegt, dass es mit ihr austauschbar zu sein scheint. Der Wechsel selbst ist es, der alles Modische ausmacht. Er transzendiert nicht nur jede stete Wiederholung im Praktischen von Alltagskleidung, sondern konturiert auch die gesellschaftliche Veränderung der Geschlechterbilder – und dies keineswegs nur im Sinne von Tradition und Konvention, sondern ebenso im Sinne von Alternativen zum Klischee idealer Körper und normativer Geschlechterpositionen. Das Spiel mit Mode kann daher die Konsequenzen aus folgenden Formeln für Identität deutlich machen: jene sozialen Imperative herauszustellen, die vom biologisch Gegebenen naturalisiert werden, oder mit den »kulturellen Genitalien«12 den Rückschluss auf die sexuelle Anatomie in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung zu irritieren oder ad absurdum zu führen. Beide Aspekte streift unser aktuelles Interesse unter einer Voraussetzung: Nicht alle möglichen Mittel, unterschiedliche Personae herzustellen, sind mit modischem Handeln gleichzusetzen. Mode zielt auf eine spezifische habituelle Selbstverständlichkeit in der Relation von Verhalten und Sich-­ Kleiden samt der Verwendung von Accessoires ab. Anlass und Umgebung bereits mitbedacht und ein Maß an Extravaganz und Exzentrik einkalkuliert, ist Mode dennoch niemals Kostümierung; wer auf dem Modesektor verkleidet wirkt, gilt als Fashion Victim. Das wiederum lässt sich simulieren, wie etliche von Cindy Shermans Mode-Szenen auf gleichermaßen ironische wie mit ihren »Models« sympathisierende Weise demonstrieren. Ein gutes Beispiel dafür: Exclusif. Cindy Sherman transforme Balenciaga in Vogue Paris im August 2007.13 Die sechs Clubgängerinnen teilen nicht nur for a (self-)image and its consummation, the fetishes are constantly changing; they can be purchased and consumed. In terms of cultural theory, fashion is a reliable indicator of social movements and trends. Moreover, there isn’t such a thing as “Fashion” with a capital F – as dictated by Paris or Milan – but a wide range of everyday fashions and subculture styles – or anti-fashions – as well as individual styles.11 Even if these see themselves in opposition to the prevailing mainstream, they do not escape fashion and are in fact subordinated to it as one of its many potential categories. 1 Cindy Sherman (links) und Janet Zink (rechts) als alte Damen, Schnappschuss o.A., ca. 1966 Cindy Sherman (left) and Janet Zink (right) as old ladies, private snapshot, c. 1966

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