37 »Der Vorteil von einem zeichnerischen oder künstlerischen Annähern an eine Thematik ist, dass dabei durch Auslassung ein Fokus gesetzt werden kann und sich so eine Geschichte erzählen lässt. Ich wollte auf die problematischen Quellen und die Leerstellen in der Geschichte hinweisen und den Personen mit ihren uneindeutigen, lückenhaften Biografien Raum geben. Und es ist mir wichtig, dass Betrachter:innen diese Uneindeutigkeit und Unabgeschlossenheit auch aushalten.« »Die Uneindeutigkeiten wollte ich auch visuell in den Vordergrund stellen. Indem ich teilweise nicht die Person selbst, sondern nur ein Bild, aus dem sie herausgeschnitten ist, also eine Lücke zeige. Oder indem ich mehrere Bilder sich überlagern lasse und skizzenhaft zeichne, um zu verdeutlichen, dass es zwar verschiedene Überlieferungen zu den Personen gibt, sie alle aber aus kolonialistischer Perspektive stammen und auch nicht deckungsgleich sind. Die skizzenhafte Darstellungsweise drückt den Prozess des Suchens und die Unmöglichkeit einer exakten oder zutreffenden Darstellung aus.« Johanna Gehring und Thomas Steller »Ich habe versucht, auch meine eigene weiße Perspektive zu reflektieren und den Fakt, dass meine eigene Wahrnehmung der Welt von den Spuren der Kolonisierung und anderen Machtstrukturen geprägt ist. Ich musste mit zum Teil sehr unterschiedlichen und subtilen Gewaltstrukturen umgehen, in denen ich selbst verhaftet bin; aber ohne in eine Betroffenheitsperspektive zu rutschen. Insofern war klar, ich werde auch scheitern, aber der Prozess der Auseinandersetzung ist wichtig. Meine Hoffnung ist, diese Selbstreflexion auch bei den Betrachter:innen der Bilder anregen zu können. Aus dem Grund habe ich einen Collage-artigen Stil gewählt, mit Unterbrechungen und teilweise auch irritierenden Elementen, die Impulse zum Nachdenken geben sollen.«
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