Leseprobe

76 wie die Teilnehmenden im Dresdner Zoo untergebracht und präsentiert wurden. Was lässt sich über Begegnungen zwischen Schauteilnehmer:innen und Zuschauer:innen sagen? Schließlich wird die Frage erörtert, inwiefern die Völkerschauen im Zoo als koloniales Unternehmen gelten können. Welche Schauen repräsentierten dabei Gruppen aus deutschen Kolonien? Abschließend wird das Ende der Menschenschauen im Dresdner Zoo behandelt. Dabei wird der Frage nachgegangen, inwiefern deren Tradition bis nach 1945 fortwirkte. DIE VERBINDUNG ZU HAGENBECK Auf wen die Initiative zurückging, Menschenschauen in den Dresdner Zoo zu holen, ist unklar. Der seit 1861 amtierende Direktor Albin Schoepf (1823–1881) war dem Verwaltungsrat der Aktiengesellschaft unterstellt, weshalb er eine solche Entscheidung nicht allein fällen konnte. Damit unterschied sich seine Position grundlegend von derjenigen des Leipziger Zoogründers und Direktors Ernst Pinkert (1844–1909).6 Sicherlich spielten die persönlichen Verbindungen von Albin Schoepf zu dem Hamburger Unternehmer Carl Hagenbeck eine zentrale Rolle. Der global operierende Tierhändler hatte sich seit 1874 mit seinen Völkerschauen einen neuen Geschäftszweig erschlossen und diese als Veranstalter an Zoos vermittelt. Einer seiner Mitarbeiter wurde Adolph Schoepf (1851–1909), der Sohn des Dresdner Zoodirektors. Nach dessen kaufmännischer Ausbildung hatte er bei Hagenbeck in Hamburg angefangen, zunächst als Tiereinkäufer und später in der Betriebsleitung.7 Adolph Schoepf war sowohl mit dem internationalen 2 Eduard Müller: Das Affenhaus im zoologischen Garten. Lithografie, gestochen von Hans Anton Williard, um 1860

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