78 DER KOLONIALE RAHMEN Die im Dresdner Zoo gezeigten Menschenschauen sollten »Völker« und Kulturen aus allen Kontinenten repräsentieren. Darunter waren allerdings kaum Menschen aus europäischen Regionen, wie die »Kalmücken«.14 Die von den Schaugruppen vorgeführte »ursprüngliche Lebensweise« wurde mal wehmütig verklärt, mal als Kuriosum betrachtet. Kennzeichnend für die Schaustellungen war eine koloniale »Rassen«-Hierarchie, mit den weißen15 Europäer:innen an der Spitze: Während »zivilisierten Kulturvölkern« Respekt und Bewunderung entgegengebracht wurde, wurden die als »wilde Naturvölker« inszenierten Gruppen teils romantisiert, teils dem Spott und der Verachtung des Publikums preisgegeben. Rund die Hälfte der Völkerschauen im Dresdner Zoo waren »afrikanische« Schauen, wobei unterschiedliche rassistische Klischees aufgerufen wurden: So wurden etwa nordafrikanische »Beduinen« als stolze »geborene Krieger« präsentiert,16 während aus der Kalahari-Wüste stammende Menschen als »Überreste einer primitiven Zwergrace« angekündigt wurden.17 4 Teilnehmer der Völkerschau »Samoa« vom August/September 1910 im Dresdner Zoo. Josef Krauss, Dresden, 1910 5 Aufstellung der Teilnehmenden der Völkerschau »Das Sudanesendorf« für fotografische Aufnahmen im Dresdner Zoo. Unbekannte:r Fotograf:in, 1909
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