120 Uwe Hänchen (*1962) ist Vorsitzender der Spielgemeinschaft »Gojko Mitić« Bischofswerda. Auf der Waldbühne von Bischofswerda führt der Verein unter Leitung des Lehrers jeden Sommer zu den Karl-May-Spielen ein Stück des Schriftstellers auf, jeweils mit einem Kinderensemble und einem Ensemble für Jugendliche und junge Erwachsene. Sein Sohn Ben Hänchen (*1987), ein MDR-Journalist, ist in einem Podcast der Frage nachgegangen, ob Karl-MaySpiele heutzutage noch vertretbar sind. Sein Vater sieht sich durch die Debatte herausgefordert. Er will nun einiges in seinen Stücken und Aufführungen ändern. Das Interview führte Volker Strähle Seit einiger Zeit gibt es Kritik, dass Karl May bedenkliche Klischees verbreitet hat. Fürchten Sie, dass Sie die Karl-May-Spiele bald ganz aufgeben müssen? Uwe Hänchen: Ich hoffe nicht, dass es so weit kommt. Das wäre ganz sicher auch nicht angemessen. Es ist wichtig, dass wir uns in die Debatte einbringen und sensibler werden, was unsere Aufführungen und unser Textbuch angeht. Karl May ist unser Kulturgut, unser deutsches, ja sogar sächsisches Kulturgut. Allerdings geht es in den Stücken um Indianer – und deshalb müssen wir auch die heutigen Perspektiven der Nachkommen der Ureinwohner Nordamerikas berücksichtigen. Wann haben Sie verstanden, dass Sie etwas ändern müssen? Als mein Sohn im vergangenen Jahr den Podcast gemacht hat. Ben hat die grundsätzliche Frage aufgeworfen, ob man heute überhaupt noch Karl-May-Spiele aufführen kann. Er hat mich interviewt und viele andere Personen, darunter Indigene aus Nordamerika. Mir ist klar geworden, dass es Menschen gibt, die solche Vorführungen kritisch sehen. Was mich sehr verunsichert hat: In einer Umfrage kam heraus, dass 50 Prozent der Befragten glauben, die Karl-May-Spiele bilden reale Geschichte ab. Ich glaubte, alle wissen, dass wir Geschichten zeigen, die der Fantasie des Schriftstellers Karl May entsprungen sind. Was wird sich nun bei Ihren Karl-May-Spielen konkret ändern? Bereits in der letzten Saison haben wir damit aufgehört, Gesichter mit brauner Schminke anzumalen. Einige pseudoindianische Begriffe verwende ich in meinen Stücken schon lange nicht mehr – wie »Squaw« und »Manitou«. Wir wollen in Zukunft auch den Häuptlingen deutsche Namen geben, die indianischen Namen sind ja meist Fantasienamen. Karl May hat ja immer auch eine Übersetzung der Namen ins Deutsche mitgeliefert, die » Die GRUND- BOTSCHAFTEN werden BLEIBEN« Uwe Hänchen über die Frage, wie sich die Karl-May-Spiele in Bischofswerda ändern sollen 1 Uwe Hänchen. Foto: Peter Stürzner, 2021
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