215 Seit dem 18. Jahrhundert sind Präsentationen indigener Menschen aus Nordamerika in Dresden bekannt.1 Eine neue Dimension erreichten die Wild-West-Shows von »Buffalo Bill«, Sarrasani und weiteren Show-Unternehmen, die als kommerzielles Massenspektakel das Bild von den »Indianern« in Deutschland ab Ende des 19. Jahrhunderts entscheidend prägten. Im Dresdner Raum ist besonders die westlich an der Elbe gelegene Stadt Radebeul durch ihre Verbindung zum erfolgreichen Abenteuerschriftsteller Karl May (1842–1912) ein wichtiger Ort der deutschen »Wild-West«- und »Indianer«- Romantik. Das seit 1928 dort bestehende Karl-May-Museum auf dem Grundstück des Schriftstellers war von Beginn an auch immer wieder Ziel indigener Besuche. Besonders der Dresdner Zirkus Sarrasani nutzte Radebeul und die Karl-MayGedenkstätten, das Museum und Mays Grab zu wirksamen Marketing-Aktionen für seine Shows. Der folgende Beitrag gibt einen Einblick in die Etablierung heute bekannter »Indianerklischees« und nimmt die Vermarktung indigener Menschen aus Nordamerika als Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Wild-West-Shows im Rahmen ihrer Besuche im Radebeuler Museum in den Fokus. »BUFFALO BILL« UND DIE ETABLIERUNG UNSERES INDIANERBILDS Die Verbreitung noch immer gängiger Wild-West- und »Indianer«-Klischees ist untrennbar mit dem Namen William Frederick Cody, genannt »Buffalo Bill« (1846–1917), verbunden. Seine Wild-West-Show gilt bis heute als das größte und erfolgreichste Unternehmen dieser Art. »Buffalo Bill« wuchs als Sohn einer Siedlerfamilie im heutigen Kansas, im direkten Grenzgebiet zu den indigenen Gruppen 1 »Indianerangriff« bei »Buffalo Bill’s Wild West« vor zahlreichen Zuschauer:innen. Unbekannte:r Fotograf:in, vermutlich vom Gastspiel in München 1890
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