METROPOLEN 38 JENS WIETSCHORKE Vernetzte Metropolen und der Kult der Beschleunigung I n der Rückschau erscheinen die 1920er-Jahre wie eine Zeit im Durchlauferhitzer. Ein Jahrzehnt der Instabilitäten und Unsicherheiten, der ökonomischen Krisen und politischen Konflikte, ein atemloser »Tanz auf dem Vulkan«, wie es in der berühmten Formulierung des Chronisten der Weimarer Republik Harry Graf Kessler heißt. Der Erste Weltkrieg und die Inflationszeit hatten viele Gewissheiten zerstört und die Welt vor 1914 unwiderruflich zu einer »Welt von gestern« gemacht.1 Gleichzeitig musste das Neue erst entwickelt werden, was die 1920er-Jahre zu einem sozialen und künstlerischen Experimentierfeld par excellence werden ließ.2 Der innere Zusammenhang von Kunst und Krise ist nicht von der Hand zu weisen: »Der beste Wein der Künste schien an den Lavahängen von Vulkanen zu wachsen«, schreibt Eric Hobsbawm.3 TEMPO!
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