43 5 NIKOLAI KUBEJEW Der Sujew-Arbeiterclub in der Lesnaja Straße, Moskau um 1930 6 KASIMIR MALEWITSCH Zukünftige Planiten für Leningrad. Das Haus des Flugzeugführers 1924 zaristischen Gesellschaft; die Konstruktivisten um Alexander Wesnin oder Moissei Ginsburg verstanden Architektur ganz direkt als die räumliche Organisation des Lebens im Sozialismus (Abb. 5). Vieles wurde tatsächlich gebaut, während die Architekturutopien weiter ins Bodenlose schossen, etwa bei Kasimir Malewitsch, der mit seinen Planiten Wohngebäude und -siedlungen für den Weltraum entwarf (Abb. 6). In den USA wiederum waren es Bücher wie The Metropolis of Tomorrow des Architekturzeichners Hugh Ferriss aus dem Jahr 1929, welche die Imagination der zukünftigen Stadt vorantrieben: Wolkenkratzer beherrschen als architektonische Solitäre die nach Funktionen gegliederte Stadt, ein expressionistisches Spiel der Flächen, modelliert aus Licht und Schatten. Die funktionale, vernetzte Stadt der Zukunft, wie sie hier imaginiert wird, ist eine von Geschwindigkeit durchflossene Stadt. In ihr regiert das Tempo. Dabei wurde der moderne Kult der Geschwindigkeit keineswegs erst in den 1920er-Jahren erfunden; er begleitet die Künste schon in den Jahren vor 1914. So beginnt das berühmte Manifest des Futurismus von 1909 mit der Szene einer rasenden Autofahrt: »Und wir jagten dahin und zerquetschten auf den Hausschwellen die Wachhunde,
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