102 / 103 Besonders stereotypisch scheint das Blatt Wikinger mit Drachenstock (Kat.-Nr. 35) zu sein. Das titelgebende Attribut bezieht sich auf ein archäologisches Fundstück, von dem Nolde einen Bildausschnitt in seiner Vorlagensammlung aufhob.2 Nolde übertrug 1938 die Motive »Gaut der Rote«, Drei Wikinger (auch »Krieger«) und Herrin und Fremdling (auch »Nordische Menschen«) nach dem jeweiligen Aquarell ins Ölgemälde, 1940 folgte »Veteranen«.3 Auch der um 1936 verfasste dritte Band seiner Autobiografie grenzt die intensivierte Beschäftigung mit Wikingern auf die zweite Hälfte der 1930er-Jahre ein.4 Mit der Erinnerung an die Sagenlektüre auf Alsen um 1912 befasste Nolde sich ein weiteres Mal mit den von Snorre Sturlason niedergeschriebenen norwegischen Königssagen.5 Doch blieb der sprechende Name »Gaut der Rote«, »unser besonderer Liebling«, der bislang einzige belegbare wörtliche Aufgriff des Textes, und weder Aquarell noch Gemälde sind im engeren Sinne als Illustration zu verstehen.6 Dies gilt ebenso für die übrigen Wikinger-Aquarelle, anders als bei dem mit zahlreichen Holzschnitten illustrierten Exemplar der Königssagen (Abb. 4) in Noldes Bibliothek. Abb. 4 Snorre Sturlason: Kongesagaer übersetzt von Gustav Storm / 2. Aufl. Kristiania [Oslo] 1900 (OA 1899) / S. 286–287 mit Illustration von Christian Krogh / aus dem Besitz Emil Noldes
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