173 sich wahrscheinlich auf die Beschriftung eines anderen Etiketts, das zu einem weiteren, aber unscheinbaren Rohstück desselben Materials aus der Sammlung gehört. Die mit brauner Tinte geschriebene Aufschrift auf einem der sehr seltenen Originaletikette von Werner lautet: »Aus dem Triebischthale bey Meissen«. Später wurde mit Bleistift von anderer Hand noch zusätzlich die Bezeichnung »Hornstein« hinzugefügt.5 Als Kieselholz, Chalcedon oder Hornstein müsste das Gestein chemisch gesehen zu deutlich mehr als 90 Prozent aus Siliziumdioxid (SiO2) und mineralogisch fast ausschließlich aus Quarz bzw. Chalcedon bestehen. Allerdings ergibt eine Untersuchung unter demMikroskop, dass es sich wohl weder um verkieseltes Holz noch um Chalcedon oder Hornstein handeln kann. Es werden mikroskopisch keinerlei Spuren der für Kieselholz typischen Zellstrukturen sichtbar. Die Ausbildung entspricht auch nicht den üblicherweise in Chalcedon oder Hornstein anzutreffenden makroskopischen und mikroskopischen Mustern. Bisher konnte das Gestein in seiner Verwendung als Schmuckstein nur an Kunstwerken gefunden werden, die direkt mit dem Schaffen von Johann Christian Neuber in Verbindung stehen. Am neunteiligen Tafelaufsatz von 1776 (siehe Kat.-Nr. 9), dessen Sockel in der Werkstatt von Neuber gefertigt wurden, ist das Material in bedeutenderem Umfang sowohl am zentralen Teil als auch an den Untersätzen zu den zwei abschließenden Porzellanrundtempeln des Ruhmes und der Tugend verwendet worden (Abb. 3).6 Auf dem dreistufigen Sockel des Mittelteils ziert der Schmuckstein die unterste Stufe (Abb. 4). Abb. 4 Zentraler Sockel zum Tafelaufsatz für Kurfürst Friedrich August III., Johann Christian Neuber, Dresden, 1776, verschiedene Schmucksteine, Bronze, Holzkorpus, Spiegel, Grünes Gewölbe, SKD, Inv.-Nr. 1931/1a (Detail) Die unterste Stufe ist durch »Tigerstein« verziert. Dahinter sieht man roten Jaspis vom Geisingberg bei Altenberg im Erzgebirge und violetten und weißen Amethyst und Quarz von Schlottwitz imMüglitztal.
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